Gérard bloggt über seinen Weg zur Leipziger Buchmesse

Eine kleine Anekdote zur Leipziger Buchmesse

Text von Gérard Otremba, Beitragsfoto von Tilman Rammstedt

Der Weg von Hamburg nach Leipzig ist nicht wirklich schwierig. Ich fahre mit der S-Bahn zum Bahnhof, steige dort in den ICE und lasse mich via Berlin in die schöne sächsische Metropole bringen. Die Fahrt verbringe ich mit konzentriertem Lesen und wie nun mal beim Lesen häufig der Fall, tauche auch ich in andere Welten ab und nehme meine nähere Umwelt nicht mehr wirklich wahr. So geschehen auch im März 2015 während meiner allerersten Zugfahrt zur Leipziger Buchmesse, als ich in Anne Köhlers Debütroman Ich bin gleich da versank und so ganz und gar nicht merkte, wie mich ein gewisser Tilman Rammstedt beim Lesen fotografierte (siehe Beitragsbild).

Nun ist mir der Schriftsteller Tilman Rammstedt namentlich durchaus bekannt, begegnet bin ich ihm vorher noch nie, sein Gesicht war mir zu diesem Zeitpunkt nicht präsent, so dass mir seine Anwesenheit im selben Zugabteil nicht weiter auffiel und nicht auffallen konnte (schließlich war ich in eine Romanwelt eingetaucht und hätte Tilman Rammstedt rein äußerlich nicht erkannt). Natürlich hätte Tilman Rammstedt jeden anderen mit Anne Köhlers Roman in der Hand abgelichtet, schließlich sind die beiden miteinander bekannt und der Kollege Rammstedt schickte der Kollegin Köhler alsbald das Foto zu. Nun begab es sich zufällig zu jener Zeit, dass ich Anne Köhler just eine Woche vorher in Hamburg bei einem Blogger-Treffen ihres Verlages Dumont kennenlernen durfte, was Tilmann Rammstedt beim Zeitpunkt des Fotografierens meiner Person selbstverständlich weder wissen, noch ahnen konnte (ihm ging es allein um die Tatsache, dass da jemand im Zug nach Leipzig Anne Köhlers Roman liest), bei Anne Köhler allerdings ein Wiedererkennen meiner Wenigkeit auslöste.

Auf der Buchmesse erfuhr ich von einer Mitarbeiterin des Dumont-Verlages von der Existenz des Fotos und gelangte schließlich einige Wochen später auch in den Besitz des selbigen. So ist das also manchmal. Man fährt nichtsahnend zur Leipziger Buchmesse und wird von einem bekannten Autor fotografisch verewigt. Wird Tilman Rammstedt dieses Jahr überhaupt auf der Messe sein? Oder ist er mit dem Schreiben an seinem Fortsetzungsroman Morgen mehr ausgelastet? Und falls doch im selben Zug sitzend, so gilt Folgendes auch für ihn: Also, liebe Schriftsteller dieser Welt, ich fahre am morgigen Donnerstag mit dem 6:34-Uhr-Zug von Hamburg via Berlin nach Leipzig, sitze im Wagen 22 , Platz 43 und werde als Reiselektüre den neuen Roman von Catalin Dorian Florescu, Der Mann, der das Glück bringt, in den Händen halten und lesen.

Ihr dürft mich selbstverständlich alle fotografieren, kein Problem. Ihr dürft mich dann auch ansprechen, ich beiße nicht, ich bin lediglich einer dieser Schreiberlinge, ein Pressefutzi, der zu dieser frühen Morgenstunde gar nicht in der Lage ist, mit euch spontan ein Interview zu führen (aber ein nettes Gespräch über Literatur und Musik ist immer möglich). Habt also keine Scheu vor mir, nun, da ihr wisst, mit wem ihr es zu tun habt. Ich freue mich auf die Fahrt mit dem Zug nach Leipzig, und vielleicht bin ich ja der Mann, der das Glück bringt.

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