Gérard bloggt erneut zum Berlin-Marathon 2015

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Ein bergauf vom Winde verwehter Halbmarathon

Von Gérard Otremba

Der Crescendo-Lauf vom letzten Sonntag steckte mir am Montag noch schwer in den Knochen, wie üblich war ein sportlicher Schontag angesagt, das Joggen ließ ich sein und machte am Dienstag mit dem Tempotraining auf der Jahnkampfbahn weiter. 4×3000 Meter im Marathontempo mit jeweils sechs Minuten Pause standen auf dem Programm. Eine harte und herausfordernde Einheit, in deren Verlauf ich mich stetig steigerte. Von 13:05 über 12:54 und 12:48 bis hin zu einer abschließenden 12:45 lief ich alle 3000er in ungefähr dem gewünschten Marathontempo, zuletzt sogar etwas zu schnell, eine 12:55 als Durchgangszeit reicht, um die drei Stunden und sieben Minuten beim Marathon anpeilen zu können. Vorausgesetzt, ich halte das Tempo bis zum Schluss durch. Der Puls lag bei 147 bis 153, also bei circa 83-87 % der maximalen Herzfrequenz genau dort, wo er hingehört.

Beim 12-Kilometer-Dauerlauf am darauffolgenden Mittwoch war ich völlig neben der Spur. Spitzen-Schwimmer benutzen nach katastrophalen Ergebnissen gerne die Ausrede „ich habe das Wasser nicht zu fassen bekomme“. Nun, vielleicht habe ich an diesem Tag den Boden nicht zu fassen bekommen, ich weiß es nicht. Ich fühlte mich angeschlagen, kraftlos, torkelte durch den Stadtpark und wieso dann trotzdem noch ein Schnitt von 5:19 pro KM (auf dem Plan stand die 5:20) dabei heraussprang, bleibt mir ein Rätsel. Von Feeling her hatte ich kein gutes Gefühl, und auch der Körper sendete merkwürdige Signale. Ein ganz stranger Lauf.

Ganz lockeres Joggen über eine Distanz von insgesamt acht Kilometer mit einem Schnitt von knapp unter sechs Minuten war am Donnerstag mit Gleichgesinnten des Hamburger Sportclubs angesagt und auch der Samstag stand im Zeichen der Regeneration mit 5,5 KM im 5:36-Schnitt bei einem Puls von 118, was 67 % der max. Herzfrequenz entspricht, alles also ganz gemach. Den Wochenabschluss bildete heute ein flotter Halbmarathon. Jedenfalls sollte er flott werden. Während andere dem 10-KM-Alsterlauf frönten, blieb ich in meinem gewohnten Terrain des Hamburger Stadtparks. Aufgrund des völlig unsinnigen Motorsport-Stadtpark-Revivals konnte ich meine üblichen Außenrunden wegen abschnittsweiser Sperrung nicht laufen und suchte mir einen Weg näher an der Festwiese. Wer den Hamburger Stadtpark kennt, weiß, dass die Strecke vom Freibad bis zum Planetarium nicht unbedingt eben verläuft und sich die Steigung hinziehen kann. Besonders wenn man dann insgesamt vier Mal hoch muss und mir immer wie auf Kommando ein irrer Gegenwind entgegenblies. Die Zeit, die ich beim Hochlaufen einbüßte, holte ich natürlich abwärts nicht wieder rein.

Außerdem hat mir irgendein Idiot meine von mir zurechtgelegte Trinkflasche, auf deren Inhalt ich gerne vor der dritten und vierten Runde zurückgegriffen hätte, geklaut, was beim Bemerken nach der zweiten Runde einen kleinen Wutanfall während des Laufens zur Folge hatte. Bei den langen Dauerläufen trage ich meine Flasche in der Hand, bei schnelleren Laufeinheiten stört mich alles Überflüssige am Körper und ich deponiere mein Sportgetränk am Wegesrand. So musste ich den Halbmarathon also ohne Getränkezufuhr absolvieren. Und da mir bekanntermaßen die Tempohärte fehlt, durfte ich mich letztendlich mit einer Zeit von 1:36:55 zufrieden geben. Laut meiner mit GPS ausgestatteten Uhr bin ich 21,2 KM mit einem Schnitt von 4:35 pro Kilometer, bei einem Puls von 147 (83% der max. Herzfrequenz) gelaufen. Eigentlich nicht das, was ich sehen wollte, aber ich nehme es jetzt mal so hin. Vielleicht habe ich dieses Jahr schlicht und ergreifend nicht mehr drauf. Für eine Bestzeit müsste ich im Schnitt knapp unter 4:30 bleiben, es könnte knapp werden. Immerhin ist die Strecke in Berlin nun wirklich ganz flach, aber ein Marathon geht nun mal über die Distanz von 42,195 KM. Nun, wir werden sehen. Es bleibt spannend. Noch drei Wochen bis zum Marathon…

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