Indie-Pop, der alle Grenzen überschreitet – so magisch wie manisch: Dem früheren Black-Midi-Frontmann Geordie Greep gelingt ein durchgeknallter Geniestreich.
von Werner Herpell
Als „Experimental-Rock, Math-Rock, Progressive Rock, Jazz Fusion, Noise-Rock, Post-Punk“ firmiert laut Wikpedia, was Black Midi (eigene Schreibweise: black midi) in ihrer relativ kurzen Lebensspanne seit 2017 auf die Beine stellten (ihr Aggregatzustand schwankt zwischen „aufgelöst“ und „unbestimmte Pause“). Die Hilflosigkeit bei der Genre-Zuweisung hat mit dem in viele, ja fast alle Richtungen offenen Band-Sound von Geordie Greep (Gesang, Gitarre, Piano, Synthesizer), Cameron Picton (Bass, Synthesizer, Flöte, Gitarre, Gesang) und Morgan Simpson (Schlagzeug) zu tun, der auf drei Studioplatten mal faszinierte, mal nervte, auf jeden Fall aber immer unberechenbar, sicher nicht glatt und letztlich toll war.
Ein Kessel Buntes im besten Sinne
Wenn nun Black-Midi-Frontmann Geordie Greep mit einem Debüt-Soloalbum antritt, ist ihm gespannte
Aufmerksamkeit sicher. Und der 25-jährige Londoner enttäuscht die Erwartungen an ein kaum zu beschreibendes Klangerlebnis mit großer stilistischer Offenheit keineswegs. „The New Sound“ übertreibt mit seinem selbstbewussten Titel jedenfalls nicht: Dass allein die ersten vier der elf Tracks munter zwischen einem wortesprühenden Nick „Grinderman“ Cave mit White Denim als Backing-Band („Blues“), Crooner-Brasil-Pop à la Marcus Valle („Terra“), den theatralischsten Rock-Epen der Associates („Holy, Holy“) und dem groovingen Jazz-Funk von Steely Dan (das Instrumental „The New Sound“) hin und her springen, sagt schon einiges über den Kessel Buntes (absolut positiv gemeint), den der junge, hochtalentierte Brite hier zusammenrührt.
Zugegeben: Wie schon bei Black Midi ist es auch bei Geordie Greep bisweilen anstrengend, der schieren Masse an tollen Ideen zu folgen – in punkto Hibbeligkeit übertrifft der Songwriter sogar noch Vampire Weekend, di…