Gary Peacock Trio: Tangents – Albumreview

 

Gary Peacock lässt seinen Bass wieder singen

Gary Peacock hat dem Bass im Jazz eine neue Rolle verliehen. Ohne ihn von seiner Funktion als Rhythmusinstrument zu befreien hat er ihm stets ein melodiöses Mitspielen erlaubt, ihn geöffnet für den lyrischen Ausdruck. Mit dieser Spielweise hat er sich schnell einen Namen gemacht und viele Formationen bereichert. In den letzten Jahren brillierte er vor allem im Trio von Keith Jarrett, wo er an der Seite von Jack DeJohnette überwiegend Standards einspielte. Gut möglich, dass es ihm dort zuletzt an kreativer Herausforderung mangelte.

Sounds & Books_Gary Peacock Trio_Tangents_CoverJedenfalls veröffentlichte Peacock 2014 das Album „Now“ mit einem eigenen Trio. Seine Mitstreiter: Pianist Marc Copland und Schlagzeuger und ECM-Dauergast Joey Baron, zwei hochflexible und ausdrucksstarke Virtuosen. Nun also der zweite Streich. Und was für einer. „Tangents“, das überwiegend aus neuen Eigenkompositionen des Trios besteht, besticht von der ersten Sekunde an durch seine Leichtfüßigkeit und Spielfreude. Egal, ob „Tempei Tempo“, „Cauldron“, In And Out“ oder das Titelstück: Das Trio spielt stets dynamisch und vital. Zieht mal an und lässt dann wieder locker, überlässt sich reihum viel Raum zur Entfaltung, ist frei und swingt dabei auch noch wie selbstverständlich.

Hier sind hochempathische Musiker am Werk, die sich zuhören. Beim Miles Davis-Klassiker „Blues In Green“ sowie beim Spartacus-Cover treibt es einem das Grinsen ins Gesicht angesichts der geballten Spitzbübigkeit. Man kann sich gut vorstellen, wie viel Freude Peacock bei der Einspielung des Albums in Lugano gehabt hat. Wie gut ihm sein neues Trio tut. Die Formation, in der er seinen Bass wieder singen lassen kann wie nur er es versteht. Man kann nur hoffen, dass weitere Alben folgen werden.

„Tangents“ von Gary Peacock Trio ist am 25.08.2017 bei ECM erschienen.   

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