Einer der besten deutschen Songwriter sagt Tschüss. Letztes Album „Songs To Go“ von Funny van Dannen.
von Gérard Otremba
Es war ein Schock. Als kürzlich im PR-Text das letzte Album von Funny van Dannen angekündigt worden ist. Da musste ich mich erst mal schütteln und in mich gehen. Das soll es dann wirklich gewesen sein? Nach fast dreißig Jahren und siebzehn Alben? Der großartige Berliner Songwriter verabschiedet sich mit „Songs To Go“ und man wird ganz zwangsläufig sentimental. Es war ja Liebe auf den ersten Hörgenuss, als mir beste Freunde Mitte der 90er-Jahre das Debütalbum „Clubsongs“ geschenkt haben. Und die Liebe blieb mit allen anderen Platten, von „Basics“ und „Info 3“, über „Herzscheiße“ und „Nebelmaschine“, bis hin zu „Geile Welt“, „Come On (Live im Lido)“, „Alles gut, Motherfucker“ und „Kolossale Gegenwart“.
Keine Funny-van-Dannen-Konzerte mehr
Ich war zugegen bei diversen Konzerten, erlebte Funny van Dannen Ende der 90er noch bei Lesung und Konzert im kleinen Frankfurter Club Voltaire, bevor er mit seinem Erzählband „Neues vom Gott“ einige Jahre später plötzlich als Literat berühmt wurde und auch einige seiner Alben den Einlass in die deutschen Charts schafften. Es war eine tolle Zeit mit Funny van Dannen und seinen unzähligen Hits von „Nana Mouskuri“, „Naturfilme“, „Freundinnen“ und „Als Willy Brandt Bundeskanzler war“, über „Gwendolyn Kucharsky“, „Posex und Poesie“ und „Saufen“, bis zu „5 Euro“ und „Jetzt singst du“ (von mir mal in dieser Top-Liste mit den besten Funny-van-Dannen-Songs verewigt). Auch werden wir zukünftig auf die Live-Darbietungen seiner zahlreichen Klassiker verzichten müssen, denn Konzerte sind ebenfalls nicht mehr geplant – alles ein herber Verlust für die deutschsprachige Musikszene.
Alles Typische noch da
So kann ich mich natürlich glücklich schätzen, ihn Ende März dieses Jahres noch in Hamburg gesehen zu haben (Sounds & Books berichtete). In der Markthalle standen schon diverse Tracks des nun erscheinenden Albums „Songs To Go“ auf der Setlist. Und wahrscheinlich weil es sein letztes, diesmal wieder vor Live-Publikum aufgenommenes musikalisches Vermächtnis ist, hat der 1958 in den Niederlanden geborene Barde noch den älteren Song „Der Fatalist“ (aus „Uruguay“, 1999) als Erinnerung an frühere Zeiten mit auf das Album genommen. Der 66-Jährige Liedermacher verabschiedet sich mit allen seinen Stärken: Witz und Humor, Melancholie und Wehmut, aber auch die Ernsthaftigkeit sowie der Blick in den manchmal reichlich absurden gesellschaftlichen Alltag prägen auch „Songs To Go“.
Neue Funny-van-Dannen-Highlights
Bei „Nie Indianer“ sollten allzu woke Menschen mal über ihren Schatten springen und trotzdem lachen können, der Song ist wirklich witzig. Und in „Der Nil“ kommt van Dannen auf eine prima Idee, wie man mit Hilfe unserer polnischen Nachbarn Putin, Trump, die Hamas, die Hisbollah und den IS loswerden könnte. „Geheimdienst“, „Gas“, Wenn Du schnell genug läufst“, „Wenn der Krieg vorbei ist“ und „Die Fahne“ sind weitere Highlights des Albums. Und nun bleibt mir nichts anderes übrig, als ein ganz fettes Dankeschön an Funny van Dannen loszuwerden. Die Idee mit den Lassie Singers war schon klasse und die Platten und Konzerte immer eine Wucht. Vielen Dank für alles. Und vielleicht ist in zwei, drei Jahren doch noch eine Tour denkbar. Wäre schön.
„Songs To Go“ von Funny van Dannen erscheint am 15.11.2024 bei Trikont. (Beitragsbild von Martin Veit)