Fortuna Ehrenfeld: Hey Sexy – Album Review

Songwriter-Pop jenseits ausgetretener Pfade

Martin Bechler, der Kopf von Fortuna Ehrenfeld, hat prominente Fans. Kein geringerer als Olli Schulz bezeichnet Bechlers Musik als „lustige, kluge und herzergreifende Fuck-You-Mugge“. Und auch Gisbert zu Knyphausen und Marcus Wiebusch äußerten sich positiv über das noch überschaubare Werk des Kölner Multiinstrumentalisten, denn Hey Sexy ist erst das zweite Album von Fortuna Ehrenfeld. Darauf hat der Mittvierziger Bechler alle Instrumente selbst eingespielt und das Album zusammen mit René Timmer produziert. Vor über 20 Jahren gründete Martin Bechler seine Firma tonproduktion.com, in der Projekte im kreativen Raum verschiedenster Art entstanden.

So entwickelte sich auch Fortuna Ehrenfeld und irgendwann war Bechler klar, dass er die Sache selbst anpacken müsse. Da er sich als Kontrollfreak sieht und anderen Musikern seine „absurden Arbeitszeiten“ nicht zumuten könne, spiele er lieber alles selbst. So viele Instrumente sind es dann aber nun auch wieder nicht. Der Songwriter reduziert das Album auf Piano, Orgel, ganz seltene Gitarrenklänge und Drum-Computer. „Es ist wichtig, dass alles ein wenig armselig und scheiße ist. Das funktioniert am besten, wenn ich es selber mache“, gibt Bechler zu Protokoll. Das ist natürlich Quatsch, denn auf Hey Sexy klingt natürlich  nichts armselig und scheiße.

Im Gegenteil, macht Fortan Ehrenfeld doch wohltemperierten, lakonischen, wie beiläufigen Songwriter-Pop mit kreativen Texten und viel Wortwitz. „Was ist bloß aus den Punks geworden? / Alle machen Webdesign (…) / Lieber am Arsch, als einer von denen“, macht Bechler in Distinktion und fühlt sich in „Das letzte Kommando“ mehr der „Reisegruppe Seltsam auf dem Weg ins Paradies“ verbunden. Dazu scheppert gemächlich der Drum-Computer, schimmert die Orgel und das Piano findet den Soul. Zu einem beschwingten Pop-Noir-Stück gerät das sensitive „Bengalo“, während in „Der Puff von Barcelona“ ein „blindverliebter Banker besoffen durch die U-Bahn randaliert“.

Seinem „Zuweitwegmädchen“ schreibt Bechler, der alte Romantiker, „wieder auf Papier, damit ich mich noch möglichst lang, auf deine Antwort freuen kann“, und die Orgel freut sich munter mit. Man findet wirklich im jedem Song gar köstliche Text-Bausteine („Ich war der Zahnarzt von Darth Vader / Ich hatte immer gut zu tun“ in „Nach Diktat verreist“) und Bechlers leicht angeraute Stimme verleiht ihnen einen dringlich-subversiven Charme. Fortuna Ehrenfeld macht Liedermacher-Pop jenseits von eingetretenen Pfaden, scheut das sehnsüchtige Seemannslied nicht („Endlos weit weg“) und mach auf Hey Sexy so ziemlich alles richtig.

„Hey Sexy“ von Fortuna Ehrenfeld ist am 18.08.2017 bei Grand Hotel van Cleef / Indigo erschienen.

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