Fortuna Ehrenfeld: Helm ab zum Gebet

Fortuna Ehrenfeld by Sebastian Kolodziejczyk

Fortuna Ehrenfeld in kompakter und großer Form

Er hat schon vor zwei Jahren so ziemlich alles richtig gemacht. Der Martin Bechler von Fortuna Ehrenfeld. Damals erschien das im Alleingang aufgenommene zweite, und bei Sounds & Books besprochene Album des Multiinstrumentalisten, „Hey Sexy“, das dem deutschsprachigen Liedermacher-Pop einige exzellente Momente bescherte. Für „Helm ab zum Gebet“, dem dritten Album von Fortuna Ehrenfeld, hat Bechler nun Schlagzeuger Paul Weißert sowie Jenny Thiele (Keybord, Synthesizer, Vocals) zu den Aufnahmen eingeladen. Beide begleiten Martin Bechler bereits seit einiger Zeit als Tour-Musiker. Bechler, der Mann mit der angenehm angerauten Stimme, und seine formidablen Texte stehen indes weiterhin im Mittelpunkt.

Der Umfang eines Herzens

Fortuna Ehrenfeld Helm ab zum Gebet Cover Grand Hotel van Cleef

Mit mehr sanft gesprochenen als gesungenen Zeilen beginnt der Albumopener „Heiliges Fernweh“, dazu Piano, ein dezenter Beat, eine zurückhaltende akustische Gitarre und Bechler bereits in textlicher Höchstform („Das Gegenteil von scheiße ist noch lange nicht supergut“). Aus ganz anderem Holz geschnitzt ist der anschließende Track „Hör endlich auf zu jammern“, der bis auf ein hinzugesetztes „Danke“ aus eben nur dieser einen Titelzeile besteht, scheppernder Drumbeat sowie fiese und düstere Gitarrenwände inklusive. Psychedelic-Avantgarde-Prog-Rock. Bechlers markante, an Hans Hartz erinnernde Stimme entfaltet ihre ganze Pracht im, während der zweiten Strophe zum Duett mit Jenny Thiele auswachsenden, Titeltrack „Helm an zum Gebet“. Eine liebevolle Ballade mit der komplizierten Formel zur Berechnung des Umfangs eines Herzens, eines verliebten Herzens natürlich („Gnadenlos romantisch, ahnungslos verliebt“).

Die melancholischen Arrangements von Fortuna Ehrenfeld

Bechlers Stimme und Arrangements sind häufig grenzenlos melancholisch, seine Texte sprühen vor charmantem Witz („Wenn die Frösche immer alle nur tanzen wollen, küsst halt keiner mehr den albernen Prinz“) oder lakonischer Provokation („Die Guten gehen jetzt gut gelaunt sterben, und alle Doofen hören halt weiter Pink Floyd“). Auf „Helm ab zum Gebet“ verteidigen Fortuna Ehrenfeld den Punk („Das ist Punk das raffst du nie“), setzen Cellos („Der Ablativ von Bumm“, „Die Umarmung der Magneten“) und sogar die Bläsergruppe Seltsam („Salzblusenkreuz“) ein. In „Tequila“ herrscht noch NDW-Tanzstimmung, in „Die Umarmung der Magneten“ schon tiefste Schwermut, wo Martin Bechler mit Enno Bunger einen musikalischen Komplizen als Duett-Partner findet. Und die Affinität zum Fußball gebiert schöne Songtitel wie „Herbstmeister der Herzen“. „Helm ab zum Gebet“ enthält dreizehn Songs in nicht einmal vierzig Minuten. Fortuna Ehrenfeld also in kompakter und großer Form.

„Helm ab zum Gebet“ von Fortuna Ehrenfeld ist am 03.05.2019 bei Grand Hotel van Cleef / Indigo erschienen (beitargsbild by Sebastian Kolodziejczyk).

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