Foreigner live in Hamburg 2022 – Konzertreview

Foreigner live Hamburg 2022 Stadtpark by Gérard Otremba

Leider ohne Gründungsmitglied Mick Jones feiern Foreigner ihre Vergangenheit beim 90-minütigen Konzert im fast ausverkauften Hamburger Stadtpark

Prinzipiell wird Gitarrist Mick Jones noch höchst offiziell als Mitglied geführt. Dass sich der Bandgründer und einzige Verbliebene der Foreigner-Originalbesetzung dann aber leider gar nicht auf der Bühne des Konzerts am 03.06.2022 im Hamburger Stadtpark blicken lässt, auch nicht bei den Zugaben, wie es bei anderen Auftritten in England wohl der Fall war, hinterlässt einen kleinen Wermutstropfen. Wäre eine feine und runde Sache gewesen, das 77-jährige Urgestein auf der Bühne der Stadtpark-Open-Air-Arena zu erleben.

Bestes Open-Air-Wetter in Hamburg für Foreigner

Bestes Hamburger Open-Air-Wetter bei Sonnenschein und Temperaturen noch um die 20 Grad erwarten die knapp 4000 Besucher im fast ausverkauften Stadtpark-Konzertgelände, als Foreigner pünktlich um 20 Uhr die Bühne betreten, nachdem die Hardrockband The Dead Daisies den Abend für gut 35 Minuten laut, gewaltig und actionbeladen eröffnet hat. Das Sextett um Sänger Kelly Hansen, der Lou Gram seit 2005 ersetzt, bietet den Fans ein Potpourri ihrer alten Hits, obwohl so sehr viele Songs gar nicht auf der Setlist der 90-minütigen Sow stehen. Hansen, diese kreuzfidele Mischung aus Mick Jagger und Steven Taylor, wuselt von der ersten Minute an beherzt über die Bühne und dem ihm davor zur Verfügung stehenden Rasenstück und hat das Heft des Handelns stets in der Hand. Eine echte Rampensau im positiven Sinne. Auch die Gitarristen Bruce Watson und Luis Maldonado sowie Bassist Jeff Pilson machen bei dem Treiben kräftig mit.

Die Foreigner-Klassiker „Urgent“ und „Juke Box Hero“ in Langfassungen

Die Foreigner-Sternstunden liegen natürlich verdammt lange zurück, ihre Hits der Spät-Siebziger und Früh-Achtziger zünden indes immer noch. Foreigner spielen tatsächlich „Cold As Ice“, „Waiting For A Girl Like You“ und „That Was Yesterday“ hintereinander weg, das hat natürlich Stil und Klasse. Nach einer gut sechsminütigen Fassung ihres Killer-Hits „Urgent“ erholt sich das Front-Quartett hinter der Bühne, während Michael Bluestein und Chris Frazer zu einem achtminütigen Keyboard- und Drumsolo ausholen. Zeit, die man mit vielleicht noch mit „Break It Up“ und „Woman In Black“ hätte füllen können. Aber, nun gut. Aus dem Drumsolo schält sich langsam der bei den Fans wohl immer noch populärste Foreigner-Song „Juke Box Hero“ heraus, durch diverse Soli auf gut zehn Minuten in die Länge gestreckt. Es ist bester Classic- oder auch Adult-Oriented-Rock, da gehören diese musikalischen Ausschweifungen schlicht dazu. Poser-Rock par excellance.

Ready for Rock

„Are you people ready for Rock“ schreit Kelly Hansen den Hamburger Fans zu. Ja sind sie. Und freuen sich über die Zugaben „Long Long Way From Home“ vom ersten, selbstbetitelten Foreigner-Album aus dem Jahr 1977, über die von Handylichtern begleitete Edel-Ballade „I Want To Know What Love Is“ sowie über den finalen Klassiker „Hot Blooded“. Foreigner feiern ihre Vergangenheit (und das machen sie gut), die meisten Fans ihre Jugend, und genau für dieses Anlässe sind Live-Darbietungen dieser Art erfunden worden. Weiter so.     

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Kommentare

  • <cite class="fn">Andreas</cite>

    Nachdem das Konzert 2x verschoben wurde fand es jetzt endlich statt: Pünktlich um 20,00 Uhr wurde begonnen, ebenso pünktlich um 21.30 Uhr das Konzert beendet. Für € 62 wurde einem ein Auftritt von 90 Minuten mit 13 Songs, darunter 1 elendig langes Keyboard- und Schlagzeugsolo geboten. Einige Stücke wurde noch unnötig durch Gitarrensoli verlängert. Für diesen Kurzauftritt muss man echt Hardcore-Fan sein um davon begeistert zu sein. Sehr schade, ich hatte mir wirklich mehr darunter vorgestellt, gerade wenn der Sänger mehrfach betont, wie toll es sei, gerade wieder in Deutschland aufzutreten. Dann darf man seinen deutschen Fans auch wirklich mehr bieten.

  • <cite class="fn">Mark Beer</cite>

    Wow, cool, die Ironie schimmert ja aus fast allen Ritzen. Aber mal im Ernst: die können ja gerne in dieser Besetzung Musik machen, aber unter einem neuen Namen.. Es gab ja in der Vergangenheit schon einige traurige Beispiele wie Creedence Clearwater Rev. ohne den Kopf und fast alleinigen Songschreiber der Band John Fogerty, T. Rex ohne Marc Bolsn, immerhin noch mit Mickey Finn….
    Auf der anderen Seite waren Foreigner schon bei ihrer Gründung eine von Mick Jones quasi gecastete Band, faktisch eine der ersten Boygroups ☺️.
    So, jetzt lege ich mir mal richtige Rockmusik von „The Replacements“ auf,.

  • <cite class="fn">Anja Vera</cite>

    Gute Stimmung im Stadtpark bei bestem Wetter! Mit „The dead daisies“ hat sich die Cover-Band Foreigner eine super Originalband ins Boot geholt, für deren Auftritt es sich schon allemal lohnte, sich in den Stadtpark zu begeben! Auch Foreigner lieferte gut ab; für eine Cover-Band allerdings ein stolzer Preis für die Tickets.

  • <cite class="fn">Mark Beer</cite>

    Foreigner sind heute – zumal ohne Mick Jones – nur noch eine reine Coverband. Es war lustig und unterhaltsam, zu beobachten, wer in dieses Konzert geht….Ü60, die die alten Gassenhauer feiern wollten und ihren Erinnerungen an damals nachhängen, ja war auch schön. Ich war gestern zufällig in der Gegend, in solche Klamauk-Veranstaltungen kriegen mich keine 10 Pferde mehr rein, da mag die Musik noch so „authentisch“ klingen.
    Ja, ich bin auch Ü60 und habe mir Foreigner zwischen ihrer 1. und 2. Platte gegeben, damals noch im Audimax und noch mit Lou Gramm und der Original-Band.

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