Flemming Borby: Somebody Wrong – Album Review

Herzergreifender, romantischer Indie-Folk-Pop des dänischen Musikers Flemming Borby

von Gérard Otremba

Flemming Borby ist ein dänischer Indie-Folk-Pop-Musiker, der seit einigen Jahren in Berlin lebt und mit Somebody Wrong sein erstes Solo-Album veröffentlicht hat. In den 90ern erlangte Borby mit seiner damaligen Band Greene einen gewissen Bekanntheitsstatus in seiner alten Heimat, bevor er mit der Formation Labrador vier Alben folgen ließ und durch Europa, die USA und Japan tourte. Auf Somebody Wrong versammeln sich acht neue, in Austin, Texas, und Berlin aufgenommene Songs, die Borbys Liebe zu Harmonien und Melodien unterstreichen. Flemming Borby zählt Scott Walker und Burt Bacharach zu seinen musikalischen Favoriten und deren untrügliches Gespür für fein ziselierte Arrangements sind auch dem dänischen Berliner eigen. Allein das Vintage-Cover von Somebody Wrong buhlt um Aufmerksamkeit und verdient einen Designer-Preis. Ganz ähnlich verhält es sich mit den Songs auf diesem Album. Zusammen mit Jon Sanchez (Gitarre, Orgel), Andrew Pressman (Bass), Mike Meadows (Schlagzeug) und diversen Gästen wie Martin Wenk (Calexico) an der Trompete, spielte Borby Songs ein, die zwischen Indie-Folk und Americana changieren, sehnsüchtig und romantisch.

Zeitlose, sich an den Sixties und Seventies orientierende Stücke, meistens im angenehmen Midtempo-Flow gehalten, wehmütig wie in „The Famous Part“, in klassischer Singer-Songwriter-Manier bei „Mud And Mould“, mit hymnischer Trompete beim ohrwurmtauglichen Titelsong „Somebody Wrong“, intim und sensibel in „It Hurt Me So“ (Pedal Steel!) und überschwänglich in „I Heard The Wind Blow“, eine perfekte, potentielle Single, die in einer gerechten Welt Millionen von Hörern erreichen müsste, bei Sounds & Books läuft der Song in heavy rotation. Ergreifend und dramatisch wird Flemming Borby in „Ended Over Nothing“ und wie ein waidwunder Nikki Sudden klingt er in „It’s Alright“, perfekt von Orgel, Pedal Steel und allen anderen Instrumenten in Szene gesetzt, ein weiteres Highlight von Somebody Wrong. Da wird einem das Herz schon mächtig schwer und mit der anschließenden, verträumten Ballade „Me And You And The Moon“ nicht minder. Flemming Borby beweist mit Somebody Wrong die hohe Kunst des Songwritings, wie sie ein Robert Forster so meisterlich beherrscht, und bringt die Gefühlswelt in Aufruhr. Sehr empfehlenswert.

„Somebody Wrong“ von Flemming Borby ist am 04.09.2015 bei Divine Records / R.D.S / Rough Trade erschienen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentare

  • <cite class="fn">gerhard</cite>

    Nicht schlecht. Nikki Sudden war ja selber permanent waidwund 😉
    Viele Grüße,
    Gerhard

    • <cite class="fn">Gérard Otremba</cite>

      Das stimmt, das war er wohl. Ich kenne aber nur eine Platte von ihm, auf der Jeff Tweedy bei einem Song mitsang. Viele Grüße, Gérard

      • <cite class="fn">gerhard</cite>

        Das müsste die ‚Red Brocade‘ gewesen sein.
        Die ‚Bible Belt‘, ‚Seven Lives Later‘ ‚ und ‚Kiss you Kidnapped Charabanc‘ (mit Roland S. Howard) waren auch tolle Platten, der Glitterhouse-Sampler ‚The Last Bandit‘ ist eine recht gelungene Werkschau seiner Solo-Sachen.
        Vor allem seine Jacobites-Platten zusammen mit Dave Kusworth waren sehr stark (die Erste, dann v.a. ‚Robespierre’s Velvet Basement‘ und ‚Texas‘, die späte Glitterhouse-Platte ‚Old Scarlett‘ war auch genial).
        Ich hab Nikki Sudden oft live gesehen, obwohl unsere erste Begegnung im Circus Gammelsdorf vor ca. 30 Jahren eine absolute Katastrophe war, er war total betrunken und hat nur unzusammenhängendes Zeug (mit der Bierflasche als Bottleneck, wie passend) auf der Akustik-Klampfe zum Besten gegeben. Um die Jahrtausendwende hab ich mir dann doch noch einen Ruck gegeben und mir regelmäßig seine jährlichen Konzerte im Feierwerk bis zu seinem plötzlichen Tod angeschaut, hab’s nie bereut. Der Nikki war ein total umgänglicher Mensch, vor und nach dem Konzert immer ansprechbar und für ein Schwätzchen zu haben. Er fehlt mir sehr.
        In einer sehr alten Spex-Ausgabe stand auch mal eine nette Geschichte zu einem seiner Live-Auftritte. Er hat in besagtem Konzert ewig schwadroniert, wie toll es in Frankreich zu Zeiten der Revolution war und er gerne in dem Land zu der Zeit gelebt hätte, einem Gast wurde es dann zuviel, er brüllte auf die Bühne „France is only good for drinking!“, worauf Nikki erwiderte: „That’s good enough for me!“ 😉
        Viele Grüße,
        Gerhard

        • <cite class="fn">Gérard Otremba</cite>

          „Red Brocade“ heißt das Album, richtig. Und einmal habe ich ihn dann auch mit seiner Klampfe live gesehen, circa 15 Jahre her. Soweit mich meine Erinnerung nicht täuscht, war das Konzert soweit okay. Schade, dass er viel zu früh von uns gegangen ist. Viele Grüße, Gérard

Kommentar schreiben