Fink: ‘ne Menge Leute – LP-Box der Band von Nils Koppruch

Nils Koppruch Fink Pressefoto Trocadero

Eine Vinyl-Werkschau der legendären Hamburger Band um den vor zehn Jahren verstorbenen Songwriter Nils Koppruch

Es war einer der traurigsten Tage der Hamburger und deutschen Musikgeschichte. Der Tag, als Nils Koppruch starb. Am 10.10.2012 verschied Koppruch völlig überraschend im Alter von lediglich 47 Jahren und mit ihm ging das Herzstück der Hamburger Musikszene. Er hinterließ ein noch zehn Jahre später spürbares Loch in der Welt. Geblieben indes sind seine großartigen Songs. Wie die seiner Band Fink. Zum zehnjährigen Todestag Koppruchs ist nun ein limitiertes Vinyl-Box-Set mit allen sechs Fink-Alben bei Trocadero erschienen.

Der Fink-Benginn

Koppruchs zehnjährige Bandgeschichte mit Fink begann albumtechnisch 1997 mit dem Debüt „Vogelbeobachtung im Winter“. Zur Originalbesetzung gehörten noch Thorsten Carstens (Lapsteel-Gitarre, Banjo), Hauke Evers (Schlagzeug) und Andreas Voß (Bass). Fink spielten Alternative Country, Blues, Bluegrass, Folk, Rock. Manchmal lieblich, manchmal sperrig, aber immer mit nordischer Eleganz. Und Nils Koppruch dichtete die außergewöhnlichsten, melancholischsten, klügsten, romantischsten, lakonischsten und sehnsüchtigsten, teilweise mit schwarzen Humor getränkten Texte jenseits von Sven Regener. „Der richtige Ort“, „Meine Braut“, „Im Schatten“, „Luisa“ und „Herz aus Holz“ dienen hier als Anspieltipps. Nur ein Jahr später folgte bereits „Loch in der Welt“, auf dem sich mit dem Titeltrack, „Diese Stelle“, „Als einer einmal nicht kam“ und „Wir werden sehen“ weitere Bandhighlights befinden. Und Fink covern Tocotronic („Sie wollen uns erzählen“).

Die zwei besten Fink-Alben

Fink LP-Box Cover Trocadero

Nach wiederum nur einem Jahr Pause erschien 1999 „Mondscheiner“. Hätte eigentlich der Durchbruch für das nun in veränderter Besetzung auftretende Quartett werden müssen, aber leider erfolgte dieser nie wirklich. Sven Regener spielt bei zwei Songs Trompete, mit Element Of Crime ging es auf Tour und schon bei der Nennung von Songs wie „Ne Menge Leute“ „Ich kümmere mich darum“, Er sieht sie an während sie ihn ansieht und er sieht zu Tür“, „Kaltes Huhn“, „Stern“, „Jeder Tag“, „Daß Sie weiß“, „Alles sagen“ und „Straßen und Namen“ geraten alle Nils-Koppruch-Fink-Fans in Verzückung. Die Musik war damals so zugänglich wie irgend nur möglich. Und Fink covern Kraftwerk („Autobahn“).

Nach dem besten Album veröffentlichten Koppruch & Co. 2001 mit dem selbstbetitelten vierten Werk das zweite beste Album ihrer Karriere. Und Nils Koppruch schrieb mit „Immerhinda“, „Ich wein‘ einen Fluß“ „Sie mich nicht an“, „Irgendwann Regen“ und „Wenn du mich suchst“ mindestens fünf seiner brillantesten Lieder überhaupt. Man hat sich damals  „Mondscheiner“ und „Fink“ in den Top-Ten der Albumcharts gewünscht.

Nils Koppruch beendet die Fink-Phase

Für Fink-Verhältnisse geriet „Haiku Ambulanz“ (2003) mit kleinen elektronischen Spielereien geradezu experimentierfreudig und tanzbar. Beste Songs: „Kein schönes Lied“, „Wo geht das Licht an“, „Sonne nicht gesehen“, „Die Eine“. Mit „Bam Bam Bam“ (2005) endete die Fink-Reise und Nils Koppruch beglückte uns anschließend noch zwei wunderschönen Solo-Platten und einem gemeinsamen Album mit Gisbert zu Knyphausen (Kid Kopphausen). Koppruchs Interpretation des Americana-Genres auf „Bam Bam Bam“ war die konsequente Fortsetzung des bisherigen Schaffens und für Koppruch der wohl der richtige Augenblick, sich vom Bandprojekt zu trennen. Beste Songs: „Hüftschwung“, „Dies für Dich“, „Totes Pferd“, „Vorbei“. Die sechs Alben wurden von Hamburgs Produzentenlegende Chris von Rautenkranz, der schon bei „Mondscheiner“ hinter den Reglern saß, neu remastert und erscheinen in farbigem Vinyl: Orange, Gelb, Grün, Blau, Weiß und Rot (auch einzeln erhältlich). Fink forever.

„‘ne Menge Leute“ von Fink ist am 30.09.2022 bei Trocadero erschienen. (Beitragsbild: Pressefoto)     

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