Fenne Lily: Breach – Albumreview

Fenne Lily credit Nicole Loucaides

Betörend schöne neue Songs der britischen Musikerin Fenne Lily

Bereits mit ihrem vor zwei Jahren veröffentlichten, auch bei Sounds & Books rezensierten Debütalbum „On Hold“ hat Fenne Lily zahlreiche Indie-Songwriter-Pop-Herzen erobert. Auch die Kritik war, ähnlich der unseren, voll des Lobes. Plattentests sprach ihren Songs zu Recht „juvenile Melancholie“ zu und die Kollegin vom Intro zog nicht minder nachvollziehbar Parallelen mit Joni Mitchell, Laura Marling und Lucy Rose. Die folkaffinen Indie-Pop-Songs auf „On Hold“ waren geprägt von einer gewissen entrückten Aura sowie sanftmütigen Schönheit und die Texte spiegelten die (Liebes-)Erfahrungen des späten Teenagerdaseins wider.

Expressivere Sounds

Fenne Lily Breach Cover Dead Oceans

Mittlerweile hat Fenne Lily wenige Jahre in ihren Zwanzigern verbracht und beschäftigt sich auf „Breach“ mit der Aufgewühltheit dieser Jahre und der Katharsis, Frieden im Alleinsein zu finden. Die in Bristol lebende Songwriterin geht dabei den nächsten konsequenten Schritt ihrer Karriere, die große Melancholie indes bleibt. Doch traut sich Lily nun aus ihrem vertrauten Kokon und riskiert durchaus expressivere Sounds. Ihre teilweise Hinwendung zum Indie-Rock zementierte sie schon mit ihrer ersten, bei uns im Juni als Song des Tages vorgestellten Vorabsingle „Alapathy“. Trocken-treibende Drums und verzerrte Gitarren waren nun angesagt, wenngleich Lilys verhaltene Stimme noch immer über allem schwebte. Der Songtitel setzt sich übrigens aus den Wörtern Apathie und allopathisch zusammen und die Medikamenteneinnahme zur Verbesserung ihrer psychischen Gesundheit ist der autobiographische Hintergrund des Tracks.

Allerschönste Indie-Songwriter-Pop-Balladen von Fenne Lily

Musikalisch ähnlich offensiv zeigt sich Fenne Lily auch beim ebenfalls vorab veröffentlichten „Solipsism“, das neben der Gitarren-Schlagzeug-Bass-Dringlichkeit gar mit einem hymnischen Orgelsound aufwartet. Aber dann verzaubert uns die Britin wiederum mit ihren traumhaft schönen Indie-Songwriter-Pop-Balladen. „I Used To Hate My Body But Now I Hate You“ lässt einen in tiefste und allerschönste Schwermut versinken. Von nicht minder großer Schönheit und betonter Langsamkeit auch „Berlin“, während „Elliott“ zusätzlich mit traurigen Streichern betört. Diese Songs sind  geschaffen für das Lecken der seelischen Wunden und jetzt schon der Trost für triste Herbst- und Wintertage. Fast schon puristischen Folk („Someone Else’s Dream“) sowie Dream-Pop („I, Nietzsche“) finden wir auf dem Album ebenfalls. Ein Album, das zum wiederholten Hören verführt.

„Breach“ von Fenne Lily erscheint am 18.09.2020 bei Dead Oceans / Cargo Records. (Beitragsbild von Nicole Loucaidis)  

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