Eric Clapton: Crossroads Guitar Festival

Eric Claptons Crossroads Guitar Festival entpuppt sich als monumentales Blues-Zeugnis

von Gérard Otremba

Sollte Eric Claptons Alkoholsucht irgendetwas Positives gehabt haben, dann wahrscheinlich die Gründung des Behandlungs- und Ausbildungszentrums Crossroads Centre in Antiqua. Um Spenden für das Suchtzentrum zu sammeln, schart Clapton seit 2004 alle drei Jahre die bekanntesten Gitarristen um sich, um an zwei Abenden dem Blues zu huldigen. Im April 2013 war es wieder soweit. Im ehrwürdigen Madison Square Garden zu New York gaben sich die Gitarrenhelden die Klinke in die Hand, das Line-Up liest sich wie ein Who Is Who der Szene. Das wird allerdings irgendwie auch immer älter und man muss im Dreijahresrhythmus fürchten, bis zur nächsten Veranstaltung wieder den einen oder anderen Musikhelden an Gevatter Tod zu verlieren. 2004 standen noch Bo Diddley und JJ Cale, 2010 sogar der immer noch viel zu unbekannte Bert Jansch auf der Crossroads Festival-Bühne, alle musizieren sie nun mit Jimi Hendrix, John Lennon und Elvis Presley im Himmel. Nein, sollen die Teilnehmer diesjährigen Crossroads Guitar Festival lange leben, auch der nun 88-jährige B.B. King, der während seiner Performance zu „Everyday I Have The Blues“ an der Seite von Eric Clapton, Jimmie Vaughan und Robert Cray so altersmilde verschmitzt in die Kamera lächelt. Großes Kino. Ich empfehle, die zwei DVDs etappenweise mit Abstand zu sehen, denn insgesamt warten fast fünf Stunden Musik bereit, die Gefahr, von der Gästevielfalt erschlagen zu werden, ist groß.

Von den Backgroundsängerinnen in Claptons Band abgesehen, war das Crossroads Festival fest in männlicher Hand. Lediglich Beth Hart durfte Jeff Becks Gitarrenspiel bei „Going Down“ mit ihrem Gesang flankieren. Beck hatte immerhin noch eine Bassistin und Geigerin an seiner Seite. Und Alice Smith, die Doyle Bramhall II bei „Cry“ begleitete. Doch die zumeist älteren Musiker überwogen. Allein das 14-jährige Gitarrenwunderkind Quinn Sullivan, der mit seinem Mentor Buddy Guy auftrat, drückte den Altersschnitt deutlich nach unten. Auch Gary Clark Jr., der für mächtige Rockimpulse sorgte, Derek Trucks, John Mayer, Blake Mills und Keith Urban gehören da schon der jüngeren Generation an. Das erlesene Feld der Musiker reicht von Claptons langjährigem Bandkollegen Andy Fairweather Low, über Vince Gill, Booker T., Steve Cropper, Matt ‚Guitar‘ Murphy“, Albert Lee, The Allman Brothers Band, Los Lobos, Taj Mahal, Keb‘ Mo‘, Robbie Robertson und Keith Richards. Und natürlich Eric Clapton selbst, dessen Versionen von „Crossroads“ und „Sunshine Of You Love“ in Würde gealtert sind und immer noch zünden. Es scheinen alle Blues-Varianten vertreten zu sein: Blues-Rock, Boogie-Blues, Soul-Blues, Funk-Blues, Country-Blues, Slowmotion-Blues, Jazz-Blues, alles da. Ein Blues-Highlight jagt das nächste, es wird einem ganz schwindelig. Eric Claptons Crossroads Guitar Festival ist ein monumentales Zeugnis der Blues-Geschichte, ein Muss für alle Musikfreunde.

Eric Clapton: Crossroads Guitar Festival ist am 15.11.2013 bei Rhino / Warner Music erschienen und ist als Doppel DVD / Blue-Ray- und CD erhältlich.

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Kommentare

  • <cite class="fn">Wolfgang Juelicher</cite>

    Das sich die totale Gitarrenelite 1X pro Jahr trifft um mit ihrer Kunst das Suchtzentrum zu pushen finde ich klasse.
    Mr.E Clapton und viele der anderen Künstler hatten o. haben ja mächtige Suchtprobleme in den Knochen…..

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