Konzerte in Corona-Zeiten: Element Of Crime spielten am 17.09.2020 auf dem bestuhlten Hamburger Cruise-Inn-Hafen-Gelände
Die Musikbranche hat es mithin am härtesten getroffen. Die Corona-Pandemie verhinderte seit März etliche Auftritte vor Publikum. Auch die Berliner Band Element Of Crime hatte mehrere Open-Air-Auftritte im Sommer 2020 unter regulären Bedingungen geplant, die auf das kommende Jahr verschoben worden sind. Konzerte in einer Größenordnung vor tausend Zuschauern sind unter Hygienemaßnahmen erst seit wenigen Wochen wieder möglich. Das Hamburger Cruise-Inn-Gelände in Steinwerder, wo im Juni und Juli noch Autokonzerte stattfanden, wurde mit Sitzplätzen ausgestattet, um den Corona-Auflagen zu entsprechen. Am 17.09.2020 spielten Element Of Crime vor dem interessanten Hafen-Panorama zwischen hochragenden Kränen in der Nähe der Köhlbrandbrücke, der zweite relativ überraschende Auftritt für die Berliner nach dem Gig am 10.09. in Neuhardenberg.
Ein schöner Querschnitt aus den deutschsprachigen Alben von Element Of Crime
Ungewohnte Sitz-Atmosphäre mit Hygienemaßnahmen, gewöhnungsbedürftig, aber in Corona-Zeiten alternativlos, wenn man Live-Musik erleben möchte. Für Element Of Crime eine Art Nachschlag der Tour zum letzten Album „Schafe, Monster und Mäuse“, auf der sie im Mai 2019 im Hamburger Stadtpark gastierten (Sounds & Books berichtete). Dementsprechend veränderte sich die Setlist gegenüber dem Vorjahr. Die Konzertbesucher erhielten einen schönen Querschnitt aus dem Schaffen der Elements seit 1991, als Sven Regener deutsche Texte zu schreiben begann. Bis auf das Album „An einem Sonntag im April“, waren Songs aller anderen deutschsprachigen EOC-Platten auf der Setlist des knapp zwei Stunden währenden Konzertes vertreten. Man stellt sich seit vielen Jahren bereits die Frage, wieso die Element-Of-Crime-Mitglieder in Berlin wohnen, passt die melancholische Ausrichtung ihrer Musik doch wesentlich besser zu Hamburg.
Element Of Crime und der Hamburg-Bezug
Und so verwunderte der ständige Hamburg-Bezug in Regners „koketten“ Ansagen nicht wirklich. Vor dem wunderschönen, verdammt schwermütigen Chanson „Über dir der Mond“ drückte Regener gar auf die „Hamburg-Tube“, was aber gar nicht nötig war, denn die Setlist war schon sehr auf die Hansestadt an der Elbe ausgerichtet. Aus dem Soundtrack des in Hamburg spielenden Films „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“ gab es neben „Über die der Mond“ noch „Ein Hotdog unten am Hafen“ zu hören. Damit verabschiedeten sich Sänger, Gitarrist und Trompeter Sven Regener, Gitarrist Jakob Ilja, Bassist Dave Young, Schlagzeuger Richard Pappik sowie Rainer Theobald am Saxophon und Ekki Busch am Akkordeon von ihren Hamburger Fans.
So viel schöne und anmutige Musik
Sie spielten Seltenes („Abendbrot“, „Weit ist der Weg“ sowie „Narzissen und Kakteen“ als Opener), verbreiteten fast durchweg die obligatorische, aber wohlige Melancholie („Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang“, „Am Ende denke ich immer nur an dich“) und verloren sich in Anmut bei den wunderschönen Versionen von „Wenn der Morgen graut“, „Bitte bleib bei mir“ und „Weil es schön war“, das zusätzlich vom legeren Saxophonspiel Rainer Theobald profitierte. Zwischendurch einige wenige Uptempo-Nummern („Straßenbahn des Todes“, „Immer da wo du bist bin ich nie“), bevor der Zugabenblock mit dem besten Song von Element Of Crime begann, „Weißes Papier“, das auch die Sounds & Books-Liste der Top-100 Songs der Band anführt.
Noch ein turbulentes „Mehr als sie erlaubt“, ein edles „Schwere See“ (finde den Hamburg-Bezug) sowie das unerlässliche „Delmenhorst“ (so weit weg von Hamburg ist das auch wieder nicht). Mit „Vier Stunden vor Elbe“, der EOC-Hamburg-Song schlechthin, beendete das Sextett dieses gefühlvolle und elegante Konzert an einem doch schon recht kalten Hamburger Septemberabend.
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