Element Of Crime live im Hamburger Stadtpark

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Eins dieser Element Of Crime-Konzerte

von Gérard Otremba

Bevor die Chefmelancholiker von Element of Crime die Bühne des Hamburger Stadtparks betreten, darf Maike Rosa Vogel mit ihrer Gitarre das Vorprogramm bestreiten. Die manchmal kleinmädchenhaft klingende Stimme Maike Rosa Vogels mag für den ein oder anderen gewöhnungsbedürftig erscheinen, aber sie hat ganz wunderbare Songs im Gepäck. Lyrische, introspektive, zum Teil schwer zu behaltende Texte, eine seelische Nabelschau. Die Chance als Support für Element of Crime hat sich die aus Frankfurt stammende Musikerin redlich verdient.

Element of Crime und die erste Konzertüberraschung

Nach einer ganz kurzen Umbaupause schreiten um 19.40 Uhr also Element of Crime zur Tat. Nun liegt die Veröffentlichung ihres letzten Albums „Immer da wo du bist bin ich nie“ bereits gut zwei Jahre zurück und man durfte gespannt sein, ob und in wie weit sich die Setlist zur regulären Tour vom Winter und Frühjahr 2010 verändert hat. Für Überraschungen sind die Elements ja immer gerne mal zu haben. Und schon der erste Song überrascht. Man ahnt durch den Underground-Independent-New-Wave-Sound, dass es sich um ein sehr altes Stück handeln muss. Der englische Text bestätigt die Vermutung, es dauert bis der Groschen fällt. „Don’t You Ever Come Back“ aus „The Ballad Of Jimmy And Johnny“ aus dem Jahre 1989. Verdammt lang her. Jedenfalls rocken Sven Regener, Jakob Ilja, Richard Pappik, Dave Young und Violinist Christian Komorowski schön dämonisch los und auch „Straßenbahn des Todes“ swingt im bekannten Uptempo-Element-Sound munter daher. Mit „Deborah Müller“ und „Am Ende denke ich immer nur an dich“ erklingen die ersten Songs von „Immer da…“ und schon breitet sich die Melancholie über den Hamburger Stadtpark aus.

Die grenzenlose Melancholie von Element of Crime

Der alte Rock’n’Roller „Immer unter Strom“ unterbricht noch kurz die wehmütige Phase des Konzertes. Ein nicht unterzukriegender und auch nicht wegzudenkender Bestandteil eines Element-Gigs. In den folgenden fünf Songs ergeben sich Element of Crime dann aber ganz und gar der traurigen Seite des musikalischen Lebens. Auf den Songs „Im Himmel ist kein Platz mehr für uns zwei“, „Rein gar nichts“, „Über dir der Mond“, „So wie du“ und „Seit der Himmel“ lastet natürlich die unerträgliche Leichtigkeit der Schwermut, Depressionsanfällige sollten hier aufpassen. „I’ll Warm You Up“, der erste Song der ersten Element-Platte „Basically Sad“ von 1986 unterwandert gekonnt den allzu gemäßigten musikalischen Duktus, bevor Sven Regener und die Seinen bei „Bitte bleib bei mir“ und „In mondlosen Nächten“ wieder voll ins Träumen geraten. Jedoch muss an dieser Stelle auf zwei bemerkenswerte Textzeilen aus „Bitte bleib bei mir“ hingewiesen werden. Bereits der Eingangsvers „Wenn ein Fluß kein Wasser führt, muss einer, der rüber will, nicht schwimmen“ ist einfach nur große Dichtkunst, die nur von „Wer die Monatskarte hat, sollte besser nicht am Monatsanfang sterben“ getoppt wird. Das macht einem Sven Regener keiner so schnell nach.

Die Element-Klassiker im Zugabenteil

„Alle vier Minuten“, ähnlich selten in den letzten Jahren im Live-Programm zu hören gewesen wie „Rein gar nichts“, „So wie du“ und „Seit der Morgen“, sowie das Bob-Dylan-Cover „It’s All Over Now, Baby Blue“, zu finden auf der letztes Jahr erschienen CD „Fremde Federn“, läuten den Endspurt ein, der mit dem Mitgröl-Schunkler „Kaffee und Karin“, dem gefährlichen „Euro und Markstück“ und „Immer da wo du bist bin ich nie“ seinen Ausklang findet. Immerhin wieder Rock’n’Roll zum Abschluss. Die Klassiker-Freunde werden dann mit den Zugaben verwöhnt. Das böse „Don’t You Smile“ macht den Anfang, gefolgt von dem 2005er-Hit „Delmenhorst“. „Weißes Papier“ und „Blaulicht und Zwielicht“ bilden den zweiten Zugaben-Set, große, unverzichtbare Songs. Als wir alle dann „Alten Resten eine Chance“ gaben, ließen sich Element Of Crime noch zu „Über Nacht“ inspirieren. Eines der schönsten Songs der Elements, völlig überraschend beim Rolling Stone-Weekender 2010 wieder im Repertoire aufgetaucht und immer gerne wieder gehört. Ein perfektes Ende eines zweistündigen Konzertes mit 24 Songs, Element-Herz was willst du mehr.

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