Elbjazz Festival 2019 in Hamburg

Elbjazz 2019 Jamie Cullum credit Christoph Eisenmenger

Superstars und Newcomer beim Elbjazz Festival in Hamburg

von Sara Romano und Sebastian Meißner

Mehr als 50 Konzerte an zwei Tagen: Das Elbjazz in Hamburg gehört längst zu den wichtigsten und schönsten Jazz-Festivals Europa – vor allem wegen des bunten Line-Ups und der außergewöhnlichen Spielstätten im Freihafen. Auch in diesem Jahr konnten die Besucher wieder Superstars und Newcomer, Solo-Konzerte und Big Bands bestaunen.

Den Auftakt machte unter anderem das international besetzte Julia Hülsmann Oktett, das Mitglieder aus Norwegen, Deutschland und Angola vereint. Am Ende des Sets überraschte die Truppe auf der Hauptbühne mit einem verspielten Cover des Songs „Hatchet“ von Archive.

Das Elbjazz mit Kamaal Williams, Midlife und ADHD

Kamaal Williams, dessen Musik sich stark an den 70s-Jazzfunk von Herbie Hancock orientiert, brachte dann vor allem ein jüngeres Publikum zum Tanzen. Mit Elementen aus Hip-Hop und Broken Beats zeigte er auf, wohin sich Jazz im Jahr 2019 entwickelt hat. Parallel brachten die Australier Midlife ihr Publikum in Wallung – mit viel Platz für Improvisation und sphärischem Ausdruck. Ein weiteres Highlight setzten am Freitag die Isländer ADHD. Óskar Guðjónsson (Saxofon), Ómar Guðjónsson (Gitarre, E-Bass), Davíð fiór Jónsson (Hammond B3, Klavier) und Magnús Trygvason Eliassen (Schlagzeug) stellten in der Schiffbauhalle vor allem Songs ihres neuen Albums „7“ vor. Vertrackte Rhythmen, melancholische Melodien, psychedelische Sounds – sein Rezept hat das Quartett weiterentwickelt und neuen Spielformen geöffnet. Das liegt auch am neuen Pianisten, der das Klangbild insgesamt deutlich vielseitiger macht. Im Ambiente der riesigen Werkhalle klingt die Musik von ADHD noch intensiver. Das Quartett dürfte erneut viele neue Freunde gewonnen haben.

Um 22 Uhr betraten dann The Savage Rose die Bühne am Helgen. Die dänische Gruppe feierte im letzten Jahr ihr 50-jähriges Bestehen, gilt in Deutschland aber noch immer eher als Geheimtipp. Von der Originalbesetzung ist nur noch Sängerin Annisette Hansen geblieben. Ihre Präsenz und Stimme sind schlicht atemberaubend. Ob still und zerbrechlich oder laut und kraftvoll – Hansen schickt ihre Hörer durch verschiedene Gefühlswelten. Beeindruckend.

Superstar Jamie Cullum

Das Finale auf dem Festivalgelände bestreitet am Freitag dann Superstar Jamie Cullum. Schön, wenn er über seine Liebe zu Hamburg spricht. Schön auch die Songs seines kommenden Albums „Taller“, die Cullum immer wieder ins Programm einbindet. Seine Qualitäten als Entertainer, Sänger und Pianist sind unbestritten. An diesem Abend war sein Set in Phasen vielleicht etwas zu gefällig. Gut war es aber dennoch.

Am zweiten Elbjazz-Tag strahlt die Sonne vorsommerlich, als TOYTOY die Hauptbühne mit ihrer „rejazzed“ Interpretation von „Bambule“ eröffnen. Bereits am Nachmittag schlenderten die Besucherinnen und Besucher in Strömen über das Festivalgelände, das sich deutlich voller als am ersten Tag präsentierte.

In der Schiffbauhalle wurde der Hamburger Jazzpreis an die Bassistin und Sängerin Lisa Wulff verliehen, bevor das außerordentlich sympathische Trio Shalosh aus Tel Aviv mit ihren kraftvollen und bisweilen poppigen Arrangements für große Begeisterung sorgte.

Afrobeats, Funk und Soul

Am Helgen brachten Jungle By Night aus den Niederlanden das Publikum mit knackigen Afrobeats und Global Funk beim Tanzen ins Schwitzen. Der anschließende Auftritt von J.P. Bimeni & The Black Belts ist hingegen hinreißend elegant, aber nicht weniger tanzbar. Es sind kraftvolle Soul-Songs, die von Bimenis weicher Stimme getragen werden. Den Abschluss auf der Hauptbühne bestritten Tower Of Power aus den USA, die ihrem guten Ruf mehr als gerecht wurden und dem tanzwütigen Publikum mit Funk & Soul die passende Nahrung bot. Zur gleichen Zeit sorgte das Kollektiv Kokoroko aus London für einen fulminanten Ausklang in der Schiffbauhalle. Wohin man auch schaut: glückliche Gesichter. Zwei Tage Elbjazz waren mal wieder viel zu schnell vorüber. Umso größer ist die Vorfreude auf das nächste Jahr, in dem das Elbjazz sein zehntes Jubiläum feiert. Ein packendes Programm voller Überraschungen und Highlights dürfte bereits in Planung sein.

Beitragsbild: Jamie Cullum von Christoph Eisenmenger

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