Elbjazz 2022 – Festivalreview

Viele Eindrücke, viele bekannte Gesichter, viele Neuentdeckungen: Das Elbjazz 2022 war ein großer Spaß

Zwei lange Jahre hatten die Besucher:innen warten müssen. Nun hat es endlich wieder stattfinden können: das Elbjazz-Festival. Rund 11.000 Besucher am Freitag, sogar 13.000 am Samstag (so sagt man) waren dabei, als an mehreren Spielstätten der Stadt sowohl Jazz-Größen als auch junge Geheimtipps aufspielten.

Stephanie Lottermoser eröffnet das Elbjazz 2022

Der Großteil der Konzerte fand erneut auf drei Bühnen auf dem Blohm + Voss-Gelände statt. Die Saxofonistin und Wahl-Hamburgerin Stephanie Lottermoser eröffnete das Festival auf der Hauptbühne bei strahlendem Sonnenschein und in buntem Sommerkleid und mit Sommerfunk. Ihr Cover von Nancy Sinatras „These Boots Are Made For Walking“ brachte die Menge zum Tanzen. Tanzen konnte man ebenfalls hervorragend bei The Maskovic Dance Band. Die fünf Niederländer um Multiinstrumentalist Nicola Mauskovic sehen nicht nur verdammt lässig aus, sie spielen auch so. „Space Disco“ nennen sie ihren Sound, der Elektronik mit reichlich perkussiven Elementen mischt.

Ebenfalls sehenswert war Bobby Rausch mit seinen zwei Mitmusikern aus Berlin, die mit Bassklarinette, Baritonsaxofon und Schlagzeug (und in blauen Anzügen) Jazz und Hip Hop mischten. Auf der Hauptbühne verzauberte später Melody Gardot das Publikum. Ihre ruhigen Songs entfalteten in der Hamburger Dämmerung eine besondere Magie.

Jazz-Purismus und Psych-Pop

Am Samstag füllte sich das Gelände schon sehr früh. Erstes Highlight war das Golden Dawn Arkestra, eine kunterbunte Truppe aus Texas um Gründer Zapot Mgwana, die in goldschimmernden Kostümen und mit Avantgarde-Discosound die noch müden Beine weckten. Auf der Bühne am Helgen wurde Pianist Matthew Whitaker gefeirt, dessen virtuoses Spiel am Flügel vor allem Jazz-Puristen begeisterte. Die Tagessieger waren Yin Yin aus den Niederlanden mit ihrem asiatischen Psych-Pop. Das Quartett spielte viele Songs aus dem neuen Album „The Age Of Aquarius“, von denen vor allem „Declined By Universe“ und „Nautilus“ gefeiert werden.

John McLaughlin beim Elbjazz 2022

Aus der Elbphilharmonie hört man, dass Lady Blackbird umwerfend gewesen sei. Gleiches kann man aber auch über John McLaughlin sagen, der mit seiner 4th Dimension eine Stunde lang irrwitzigen Fusion spielt. „Lockdown Blues“, ein Cover von „The Creator Has A Master Plan“, das dem Drummer Dennis Chambers gewidmete „Mr D C“ und das Paco De Lucia gewidmete „El Hombre Que Sabia“: Der inzwischen 80-Jährige und seine drei Begleiter gönnen dem Publikum kaum mal eine Pause. Ein Set wie eine Achterbahnfahrt. Großartig.

Viele Eindrücke, viele bekannte Gesichter, viele Neuentdeckungen: Das Elbjazz 2022 war ein großer Spaß. Für das kommende Jahr nur eine Bitte: das im letzten Jahr ausgefallene Konzert von Ron Carter nachholen.

(Beitragsbild: John McLaughlin von Jens Schlenker)

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Kommentare

  • <cite class="fn">Hans Rastetter</cite>

    Absolut der gleichen Meinung wie A.Grede. Und die Dico-Psycho-Electronic-Musik hat das Jazz-Festival nicht verdient, jedenfalls nicht in dieser geballten Menge. Und Melody G. hat doch fast nichts gesungen. Die Gastro-Preise waren wirklich unanständig, das Bezahlsystem hat zudem auch nicht überall funktioniert. Wenigstens das Wetter und die Besucher haben gepasst, eigentlich wie immer.

  • <cite class="fn">Andreas Grede</cite>

    Nö, nö, nö… So umwerfend und euphorisch habe ich das Elbjazz nicht erlebt… Und die Meinung derer mit denen wir auf dem Festival nun schon zum x-ten Mal waren, zeigten sich auch enttäuscht… Das Programm habe ich als relativ einfallslos empfunden, im Vergleich zu den letzten Jahren. Und ich bin da mit meiner Meinung nicht alleine gewesen… Das Wetter hat viel gerettet und Herr Lundgren hat uns zum Abschluss etwas versöhnlich gestimmt. Die Gastro war überteuert und den Preis nicht wert… Getränkepreise ohje… Schade dass macht mehr als nur ein Geschmäckle… Ich bin kein Rezensionenschreiber, die Zweite in meinem Leben… Das war mir nun aber mal wichtig nach den ganzen „oh wie war es wieder toll“ Meldungen…

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