Ed Harcourt live in Hamburg 2024

Ed Harcourt live Hamburg 2024 Molotow SkyBar by Gérard Otremba Sounds & Books

Der englische Songwriter Ed Harcourt brilliert beim einzigen Deutschland-Konzert in der Hamburger Molotow-SkyBar

Text und Fotos von Gérard Otremba

Als Ed Harcourt nach über 90 Minuten zur ersten Zugabe die Skybar des Molotow betrat, mischte er sich mit seiner akustischen Gitarre gleich unters Publikum, um dort den Titelsong seines Ende März veröffentlichten neuen Albums, „El Magnifico“ zu performen. Ihm folgte auf leisen Sohlen sein musikalischer Partner an diesem Abend, der Jazz-Trompeter Nick Etwell, der am Rand der Bühne stehen blieb und einen seiner herzzerreißend schönen Trompetenparts spielte. Es war einer von vielen bewegenden Momenten am 01.11.2024 in der Molotow-Skybar beim einzigen Deutschland-Konzert von Ed Harcourt. Ein anderer war sein Duett mit Roxanne de Bastion bei „At The Dead End Of The World“, einer melancholischen Pianoballade, ebenfalls vom aktuellen Album „El Magnifico“.

Roxanne de Bastion als Support von Ed Harcourt

Die aus England stammende und in Berlin lebende Roxanne de Bastion bestritt solo an Gitarre und Keyboard das Vorprogramm, spielte Lieder aus ihrer 2021 erschienenen Platte „You & Me, We Are The Same“, auf das wir damals mit „Molecules“ als Song des Tages hingewiesen haben, sowie aus ihrer just veröffentlichen EP „Ultraviolence“. Das Hamburger Publikum belohnte den wunderbaren Auftritt der ihre Ansagen in englischer und deutscher Sprache durchführenden de Bastion mit großer Aufmerksamkeit. Roxanne de Bastion brachte übrigens in diesem Jahr eine Biographie über ihren früh verstorbenen  Großvater („The Piano Player Of Budapest“) heraus, der, wie der Titel des Buches es schon verrät, selbst Musiker war und dessen Song „Vienna“ sie teilweise neu arrangiert vortrug. Wieder so ein ergreifender Moment an diesem durchaus denkwürdigen Abend.

Abgespeckter Barock-Pop

Denn für den sorgte der 1977 in London geborene Ed Harcourt, der den Abend zumeist am Keyboard verbrachte und gelegentlich an die Gitarre wechselte, wie beim Heartland-Rock von „Born In The ‘70s“. Harcourt ist jetzt auch schon seit über 20 Jahren als Solist unterwegs, bringt stetig großartige Alben heraus und eigentlich müssten alle Fans von Ben Folds, Rufus Wainwright, Jeff Buckley und sicherlich auch einige von Nick Cave zu seinen Konzerten pilgern. Umso erstaunlicher, dass es im Jahr 2024 „nur“ für die intime Atmosphäre der Molotow-SkyBar in Hamburg reicht. Die anwesenden Gäste wurden Zeugen eines famosen Vollblutmusikers, dessen sonst durchaus mal dem Barock-Pop zugeneigten Kompositionen live auch in der abgespeckten Variante bestens funktionierten.

Große Kunst von Ed Harcourt

Wie sein Song „Apple Of The Rain“ vom 2001 veröffentlichten Debüt „Here Be Monsters“, das Ed Harcourt, der immer mal wieder mit seinen launigen Ansagen für Unterhaltung sorgte, zunächst mit Rhythmus vom Laptop begann, darauf aber nach ein knappen Minuten so gar keinen Bock mehr hatte, die Untermalung einfach ausschaltete und umso intensiver sang und in die Tasten haute. Und immer wieder flankiert von Nick Etwells sehnsüchtigem Trompetenspiel. Am Ende eine nachdrückliche Version von „Seraphina“, von der man sich erst einmal erholen musste. Dieses Konzert war große Kunst und ein voller Genuss. Man sollte häufiger Musik von Ed Harcourt hören.

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