Von Postpunk zum Sophisticated Pop: Dislocation Dance haben einen langen Weg zurückgelegt. Auf ihrer „Road To Happiness“ machen sie restlos glücklich.
von Werner Herpell
„Back with a bang!“ heißt es vom kleinen, feinen Indie-Label Marina aus Hamburg, seit rund 30 Jahren Spezialist für smarten UK-Pop, über seine neueste Errungenschaft. Und das darf man nun wirklich so werbend plakativ ausrufen angesichts eines Comebacks, das eine schon Ende der 70er gegründete Band da gerade hinlegt. „Road To Happiness“ von Dislocation Dance (denen man ihre Manchester-Postpunk-Wurzeln nur noch in Spurenelementen anhört) ist eine der ersten Britpop-Überraschungen dieses neuen Jahres.
Ein so tanzbarer wie warmer Pop-Sound
„Daft Punk meets Everything But The Girl“, mit diesem Etikett für die tolle erste Single „To Love And Be Loved“ aus besagtem Album bewies Marina überdies wieder einmal, dass man Musik durchaus in Schubladen stecken darf – die sollten dann halt nur passen. Man hätte auch „Chic meets The Pearlfishers“ (by the way: eine weitere tolle Marina-Band) sagen können, um diesen tanzbaren und zugleich wunderbar warmen Sophisticated-Pop-Sound einzusortieren.
Die Marina-Scouts wissen also, was sie an ihrer jetzt zum Label hinzugestoßenen Band haben, welchen Schatz sie hier präsentieren dürfen. Eigentlich sollte „To Love And Be Loved“ ein Riesenhit werden – und wäre das vor 40 Jahren, im Soul-Jazz-Umfeld von The Style Council, The Blow Monkeys, Working Week, Sade oder eben Everything But The Girl, vielleicht auch geworden. Diesmal müssen sich Dislocation Dance vermutlich mit dem Schönheitspreis für einen der stilvollsten Popsongs des Winters 2025 zufrieden geben.
Song-Perlen zwischen Sixties und Eighties
Die gute Nachricht, da wir ja hier nun nicht nur von einem einzigen höchst gelungenen Lied sprechen, sondern von einem ganzen Album: „Road To Happiness“ enthält noch neun weitere Dislocation-Dance-Perlen zwischen zartem Sixties-Pop in Carpenters-Nähe („Road To Happiness“, „Incurable Romantic“), Seventies-Brit-Funk ohne Schweißflecken („What The Funk“), Northern Soul und 80er-Jahre-Musik im Stil von Prefab Sprout, Orange Juice, James oder Haircut 100 („I Just Need A Friend“, „We All Need Love“).
So aus der Zeit gefallen wie zeitlos klingt es, wenn Gründungsmitglied und Gitarrist Ian Runacres, Bassist Phil Lukes und Sängerin Sam Heywood ihre federleichten Melodien zelebrieren. Die Burt-Bacharach-Trompetentupfer von Jon Board (etwa in „Sugar Coated“ oder dem Closer „It’s Not True“) sind dann die leckeren Kirschen auf dieser Edelpop-Torte.
Erst das sechste Album von Dislocation Dance
Nach rund 20-jähriger Pause waren Dislocation Dance 2005 erstmals in die britische Pop-Szene zurückgekehrt. Die jüngste Unterbrechung dauerte nun vergleichsweise kurze sieben Jahre. Von der Urbesetzung ist nur noch Hauptsongwriter Runacres dabei, während Heywood zur 2017er LP „Are We There Yet?“ eingestiegen war, um mit ihrer feinen souligen Stimme Tracks wie „“Incurable Romantic“ oder „It’s Not True“ auf ein höheres Niveau zu heben. Für das erst sechste Album der Band in 45 Jahren lautet das Fazit: Nordenglische Melancholie und Eighties-Dancefloor-Euphorie gehen eine perfekte Verbindung ein.
Das Album „Road To Happiness“ von Dislocation Dance erscheint am 24.01.2025 bei Marina Records. (Beitragsbild: Pressefoto)