Die Philosophie des Laufens – Sachbuch

Über die geistigen und körperlichen Aspekte des Laufens

von Gérard Otremba

„Wir laufen, deshalb denken wir“, heißt es zusammengefasst im Vorwort des langjährigen Chefredakteurs der Zeitschrift Runner’s World und ehemaligen Gewinners des Boston-Marathons Amby Burfoot zur im mairisch Verlag erschienenen Anthologie Die Philosophie des Laufens. Was so einfach klingt, entpuppt sich in Wahrheit als eine mannigfaltige Herangehensweise an das Laufen, ob aus philosophischer oder sportlicher Sicht. Der Faszination des Laufens, immer noch Volkssport Nummer 1, widmet sich das Buch Die Philosophie des Laufens unter verschiedenen Aspekten. Nach Die Philosophie des Kletterns und Die Philosophie des Radfahrens ist die von M.W. Austin und Peter Reichenbach herausgegebene Philosophie des Laufens der dritte Band in dieser Reihe. Auf knapp 200 Seiten fasst das wie üblich liebevoll gestaltete Hardcover mit Lesebändchen die ganze Magie dieser durchaus mit Suchtpotential belegten Sportart zusammen. Jedenfalls wird nach dem Lesen dieser Lektüre der Suchtfaktor diverser Läufer verständlicher. In der deutschen Ausgabe kommen jedoch nicht nur Lauf-Cracks zu Wort. Die Übersetzerin, Bloggerin und Autorin Isabel Bogdan berichtet beispielsweise über ihren ersten 10-KM-Lauf überhaupt, eine Strecke, die sie im Vorfeld im Training nie ausprobierte und der sie sich erst im „Wettkampf“, der für sie keiner ist, beim Alsterlauf stellte, und glücklich und zufrieden, zum ersten Mal die zehn Kilometer am Stück gelaufen zu sein, im Ziel ankam.

Für eine nach dem Minimalprinzip arbeitenden Läuferin dann sogar mir einer mehr als respektablen Zeit und somit als ein nicht unbeträchtliches Vorbild für alle Lauf-Anfänger dienend. Dem gegenüber gestellt schreibt der Journalist Jan Drees „Über das Laufen als Leistungssport“, den er Ende der 90er Jahre im Juniorenalter auf der Mittelstreckendistanz erfolgreich betrieb. Weitere Beiträge von Universitäts-Professoren, Journalisten und Autoren beschäftigen sich mit der „Freiheit des Langstreckenläufers“, referieren über das „Laufen als ästhetische Erfahrung“, widmen sich dem Unterschied des Läufers zum Jogger, lassen den „Schmerz des Läufers“ nicht außer Acht, huldigen dem Marathon und geben Tipps für einen „Erfolg beim Laufen“ oder „Über das Trainieren mit Lauf-Apps“. Die Philosophen kommen selbstverständlich nicht zu kurz, Platon, Aristoteles oder Nietzsche haben alle ihren Anteil an der Entstehung dieses abwechslungsreichen und überaus unterhaltsamen Essay-Bandes. Geeignet ist Die Philosophie des Laufens für alle Lauf-Nerds genauso wie für alle Lauf-Einsteiger, die ihre Scheu vor dem Laufsport hier mit Köpfchen überwinden können. Laufen Sie jetzt los!

M.W. Austin, Peter Reichenbach (HG.), „Die Philosophie des Laufens“, mit Übersetzungen von Roberta Schneider, Peter Reichenbach, Blanka Stolz, Hannah Zirkler und Daniel Beskos, Hardcover, mairisch Verlag, 978-3-938539-37-8, 18,90 €. 

Kommentar schreiben