Die Stuttgarter Post-Punk-Band Die Nerven spielte das „beste Konzert der gesamten Tour“ am 01.02.2023 im Hamburger Uebel & Gefährlich
Der Start ist kurios: Erst dröhnt „Freude schöner Götterfunken“ in voller Länge über die Anlage, ehe Die Nerven die Bühne betreten und mit einem krachenden „Europa“ den Abend im proppenvollen Uebel & Gefährlich beginnen. Im zweiten Stück „Ich sterbe jeden Tag in Deutschland“ fällt dann der Bass-Amp aus. Satte zehn Minuten Pause, die Gitarrist Max Rieger mit einer offenen Fragerunde mit dem Publikum überbrückt. Anderen Bands hätte diese Notbremse womöglich den Stecker gezogen. Die Nerven stecken sowas locker weg und Drummer Kevin Kuhn verspricht nun trotzig „das beste Konzert der gesamten Tour“.
Druck bis in die letzte Reihe
Und wahrlich, es ist ein verdammt guter Abend: „Keine Bewegung“ und „Alles reguliert sich selbst“ vom neuen, selbstbetitelten Album bringen den Laden auf Temperatur. Der Hit „Niemals“ vom Vorgänger „Fake“ bricht dann alle Hemmungen. Die Nerven sind ein unglaublich eingespieltes, experimentierfreudiges Trio, das mit Dynamiken, Sounds und Atmosphären arbeitet wie wenige andere Bands hierzulande. Der Druck, den sie erzeugen können, ist physisch bis in die letzte Reihe spürbar. Das kann beklemmend sein oder eben befreiend – je nachdem, wie sehr man sich ihnen ergibt. Irgendwie logisch, dass sie dann auch noch Motörheads „Ace Of Spades“ covern. Weitere Highlights sind das immer betörende „Barfuß durch die Scherben“ sowie die ekstatischen „Frei“ und „Albtraum“. Am Ende gibt’s „We Are The Champions“ von Queen.
Ein intensives Konzert von Die Nerven
Das Konzert im Uebel & Gefährlich ist intensiv, fordernd und nicht immer bekömmlich. Genau dieses Kantige hat das Trio tief verinnerlicht und auch bei den neueren, in Teilen filigranen Songs der neuen Platte, mühelos aufbewahrt. Das Publikum in Hamburg ist am Ende vollkommen verausgabt und schleppt sich klitschnass Richtung Fahrstuhl. Vier Etagen bis zum Ausgang.
(Beitragsbild von Sebastian Madej für Bedroomdisco)
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