Die Nerven: Die Nerven – Albumreview

Die Nerven credit Lucia Berlanga

Schonungslos und am Puls der Zeit: Die Stuttgarter Band Die Nerven ist mit ihrem fünften Album noch großartiger als bisher

Mit ihrem bisherigen Output haben sich die Nerven nicht nur einen exzellenten Ruf als Live-Band erarbeitet, sondern auch sowas wie ein eigenes Genre geschaffen. Zwischen Postpunk, Metal, Grunge und Noise hat das Trio eine Nische gefunden, in der sie ohne lästige Nachbarschaft auskommt. Dort hat es sich die Truppe um Max Rieger allerdings auch nie zu gemütlich gemacht. Evolution ist schon Bestandteil der Band-DNA. Auf ihrem fünften Album zum Beispiel sind durchaus neue Töne zu hören (krumme Takte, Streicher, Synthies). Dennoch ist auch Platte Nr. 5 wieder typisch und ganz unverkennbar Die Nerven.

Finster und noch finsterer

Die Nerven Die Nerven Cover Glitterhouse Records

Inhaltlich beschäftigen sich die Stuttgarter mit Zeitgeist-Themen wie z.B. soziale Kälte („Ich sterbe jeden Tag in Deutschland“) oder gesellschaftliche Privilegien („Ganz egal“). Die Texte sind ungestelzt, geradezu schnörkel- und schonungslos geradeaus wie ein betrunkenes Gespräch am Tresen. Parolen und Erklärungsversuche im permanenten Wechsel. Die Stimmung: angespannt. Die Nerven analysieren den Alltag ohne großen Optimismus. Die Zeiten sind finster, die Aussichten noch finsterer. Was soll man da auch schönreden? Die Nerven sehen der Realität ins Auge.

Ein Album wie ein Rausch

Das ist alles von einer derartigen Kraft, dass das Album ohne Lückenfüller durchrauscht. Schon „Fake“ von 2018 hat die Klasse dieser Band gezeigt. Dieses neue, selbstbetitelte Album hier aber ist nochmal großartiger. Die Nerven – und das hab ich schon bei „Fake“ damals gedacht – sind so nah am Puls der Zeit, dass wir alle wahrscheinlich erst in ein paar Jahren realisieren werden, wie wichtig sie wirklich sind.

„Die Nerven“ von Die Nerven erscheint am 07.10.2022 bei Glitterhouse Records. (Beitragsbild von Lucia Berlanga)

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