Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen: Egg Benedict

Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen credit Bernd Jonkmanns

In dieser Liga (der gewöhnlichen Gentlemen) ist Spaß garantiert: Auf dem Album „Egg Benedict“ werden Ska, Pop, Soul und witzige Texte wieder mal virtuos verquirlt.

von Werner Herpell

„Da es mit dem Sommerhit für die Liga bisher nicht geklappt hat, versuchen sie es nun mit einem Frühlingshit. Da ist die Konkurrenz nicht so groß.“ Furztrocken wie in ihren Liedern ist auch der Humor in den Pressetexten zur Musik von Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen (kurz: DLDGG). Der aktuelle Anlass: das Ende März veröffentlichte „Ein Dienstag in Dur (Es ist Frühling)“, das die fünf Soul-Pop- und Spaß-Punks aus Hamburg/Berlin dem neuen Album „Egg Benedict“ vorausschickten.

Weder Frühlings- noch Sommerhit

Die Liga der gewöhnlichen Gentleman Egg Benedict Albumcover

Und natürlich verlief es wie erwartet: Ein echter großer „Frühlingshit“ sprang für diese wunderbare Band wieder nicht heraus. Dem nächsten Jahreszeiten-Kracher „Es ist immer Sommer irgendwo“ (Opener des Eier-Albums) dürfte es in den nächsten Monaten beim erneuten Anlauf für den ersten DLDGG-Sommerhit ähnlich ergehen. Und doch – oder gerade wegen der lakonischen Akzeptanz des eigenen Kult-Status – lieben wir die Liga-Leute „mit ihrer Version von Popmusik, an der sie mit einer erfrischenden Sturheit festhalten“ (nochmal etwas PR-Sprech).

Elf knackig-kurze Stücke sind auf „Egg Benedict“ versammelt, jedes einzelne dürfte bei den berühmt-berüchtigt hitzig-schwitzigen Konzerten von Carsten Friedrichs (Gesang/Gitarre), Gunther Buskies (Keyboards), Tim Jürgens (Bass), Heiko Franz (Drums) und Fabio Papais (Gitarre) für mordsmäßige Stimmung sorgen. Und logo, es sind wieder die drei großen M’s der Popmusik, die dem Sound der 2012 als Superpunk-Nachfolger gegründeten Liga ihren Stempel aufdrücken: Madness, Motown und The Modern Lovers – also Ska, Soul und der verschrobene Hybrid aus Rock ’n‘ Roll, Indie-Pop und Punk, wie ihn Jonathan Richman mit seiner Band in den 70er-Jahren pflegte.

Witz und Esprit in Songtiteln und Texten

Schon allein Songtitel wie „Picknick auf Schloss Mühlenhof“, „Sonniges Süd Schwabing“ oder „Hedy Lamarrs siebter Mann“ macht den Liga-Musikern keiner nach. Da steckt so viel Witz und Esprit drin, und in den Texten sind dann so viele skurrile Details, brillante Beobachtungsgabe und verschmitzte Menschenfreundlichkeit, dass man dem Schlechte-Laune-Deutschland dieser Jahre eigentlich eine ordentliche Dosis DLDGG verordnen möchte.

Und warum nun der Albumtitel „Egg Benedict“? Weil „der Sound der Liga eventuell die Entsprechung zum Eiergericht, quasi ein bunt zusammengewürfeltes, musikalisches Katerfrühstück“ ist, wie die Band selbst zur Erklärung anbietet. Oder weil der Titel „auf der Zunge zergeht“, na klar. Und warum ist da Inspektor Clouseau auf dem Cover? „Einfach nur weil’s cool ist, oder hat das einen tieferen Sinn? Natürlich weil er cool ist“, meint das Quintett. „Aber vielleicht steckt in der Liga und ihrem Pop doch ein tieferer Sinn, den man auf Anhieb nicht entdeckt, weil die so schlau sind? Findet es selber raus. Guten Appetit!“

Es lebe Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen!

Danke! Fazit nach dem Genuss von „Egg Benedict“: Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen muss vielleicht auf ewig ohne Sommerhit auskommen, aber mal ehrlich: Wer erinnert sich heute noch an Lilly Wood & The Prick, Yolanda Be Cool & Dcup oder Jawsh 685 & Jason Derulo? Die tollen Alben und die fulminanten Konzerte (Tournee-Start am 08.05.2025 in Hamburg, Abschluss am 29.12.2025 in Berlin) von Friedrichs/Buskies/Jürgens/Franz/Papais wird indes niemand vergessen, der je als Fan in dieser Liga mitgemischt hat.

Das Album „Egg Benedict“ von Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen erscheint am 09.05.2025 bei Tapete Records. (Beitragsbild von Bernd Jonkmanns)

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