Die Konzerte des Jahres 2022 bei Sounds & Books

Nick Cave & The Bad Seeds live Berlin Waldbühne 2022 by Gérard Otremba Sounds & Books

Die Konzerte des Jahres 2022 bei Sounds & Books, u.a. mit Nick Cave, Wilco, Patti Smith, Tindersticks, Kraftklub und Suede

Nach zwei Jahren Pandemie, die für eine Unterbrechung des Live-Erlebnisses sorgte, und wenn doch mal was stattfand, dann meistens auf eine unwirkliche, den Bedingungen angepasste Art und Weise, kehrt die Rubrik „Konzerte des Jahres“ zurück. Nachdem die Omikron-Variante zu Beginn des Jahres zunächst für diverse Absagen und Verschiebungen sorgte, ging es ab April dann doch endlich mit regelmäßigen Konzerten los. Einerseits konnte man sich anschließend terminlich vor Überangeboten kam mehr retten, was andererseits wohl auch zu Absagen kleiner und mittelgroßer Acts aufgrund eines schlechten Vorverkaufs führte. Leider gibt es für Sounds & Books nicht immer Akkreditierungen, weshalb die Berichterstattung u.a. über einen Auftritt Bob Dylans in Berlin nicht möglich war.

Eine Corona-Erkrankung verhinderte meine Teilnahme an den Gigs von Iggy Pop (aber mit Bericht des geschätzten Kollegen Sebastian Meißner) und Deep Purple im Stadtpark (spielen am 19.07.2023 wieder ebendort) sowie von Harry Styles im Volksparkstadion. Obwohl ich aus verschieden Gründen selten Konzerte außerhalb Hamburgs besuche, führen zwei Auftritte in Berlin und Frankfurt die Liste der Konzerte des Jahres 2022 an. Aus den von mir erlebten Konzerten (hier unsere sämtlichen Konzertreviews) habe ich zehn ganz besonders bemerkenswerte herausgesucht und wünsche viel Vergnügen mit der Liste der

Konzerte des Jahres 2022        

1. Nick Cave & The Bad Seeds in der Berliner Waldbühne

Ursprünglich war eine ausgedehnte Deutschland-Tour 2020 geplant. Corona kam dazwischen, die Nachholtermine 2021 mussten pandemiebedingt ebenfalls ausfallen, die Tour sogar ganz gestrichen werden. Dieses Jahr dann nur drei Konzerte in Deutschland, eins davon am 29.06. in der ausverkauften Berliner Waldbühne. Überwältigende, spektakuläre, von göttlicher Magie durchdrungene zweieinhalb Stunden. Eine Art Best-Of-Programm mit 22 Songs aus 14 Alben. Waren die letzten Hamburg-Konzerte 2013 und 2017 bereits phänomenal, so setzte Nick Cave dem Live-Erlebnis seiner Musik in Berlin die Krone auf. Ohne Zweifel die klare Nummer 1 in der Liste meiner Konzerte des Jahres 2022. (Beitragsbild-Credit und sämtliche Fotos: Gérard Otremba)

2. Wilco in der Alten Oper Frankfurt

Mit zehn Songs aus dem im Mai digital veröffentlichten neuen Album „Cruel Country“ gastierten die Chicagoer am 16.06. in der Alten Oper in Frankfurt vor leider viel zu wenigen Fans. Der Auftritt indes fast so atemberaubend wie 2019 in der Hamburger Elbphilharmonie. Was an der großartigen Setlist von „Shot In The Arm“ über „War On War“ und „Via Chicago“ bis hin zu „Impossible Germany“ und „At Least That’s What You Said“ lag. Wann immer es euch möglich ist, schaut euch diese Band live an.   

3. Patti Smith im Hamburger Stadtpark

Beim Konzert von Patti Smith am 07.06. im Hamburger Stadtpark spielte die Setlist eigentlich gar keine Rolle. Es war die einzigartige, würdevolle Ausstrahlung der nunmehr 76-jährigen Musiklegende, die einen über fast zwei Stunden in den Bann zog. Richtig gute Musik gab es zudem und man kann nur hoffen, dass Patti Smith jedes Jahr im Stadtpark spielt, bevor sie irgendwann denkt, sie sei zu alt für die Tourneen. Also, nutzt die euch bietenden Chancen und besucht ihre Konzerte. (Leider durften Online-Journalisten diesmal nicht fotografieren, Fotos gibt es aber in der Review über Smiths Auftritt 2017 an gleicher Stelle)

4. Tindersticks in der Hamburger Laeiszhalle

Endlich. Zum 30-ährigen Bestehen traten die Tindersticks live mit Streichorchester auf. So, wie sie es eigentlich immer tun müssten. Und sie spielten „Her“, Another Night In“ sowie „City Sickness“ hintereinander. Welch eine Pracht. Beseelter Kammer-Indie-Pop. Das bisher schönste von mir besuchte Tindersticks-Konzert.

5. Kraftklub in der Hamburger Sporthalle

130 Minuten Volldampf. „Wir wollen euch springen sehen“, war das von Felix Kummer vorgegebene Motto, das er selbst vorlebte und die Fans in der ausverkauften Sporthalle am 14.11. auslebten. Dar Herz auf dem richtigen Fleck lieferten Kraftklub wirklich eine grandiose Live-Show.    

6. Villagers in der Hamburger Fabrik

Conor O’Brien und seine Band Villagers entführten das Hamburger Publikum am 16.05. beim Konzert in der Fabrik in eine magische Pop-Wunderwelt. Und man schwebte entrückt von einem Song zum nächsten. Hach, war das schön. 

7. King Hannah in der Hamburger Hebebühne

Sie sind die Shootingstars des Jahres. Dem famosen Debütalbum „I’m Not Sorry, I Was Just Being Me“ folgte am 05.04. ein rauschhafter Konzertabend in der Hebebühne. Der Americana-Desert-Blues-Indie-Rock-Noir der Liverpooler hypnotisierte und betörte zutiefst. Von Hannah Merrick und Craig Whittle wird zukünftig (hoffentlich) noch viel die Rede sein.

8. Suede live im Hamburger Gruenspan

Die Brit-Pop-Heroen der 90er versetzen mit einem völlig aus sich herausgehenden Brett Anderson die Fans in Ekstase. Das neue Album „Autofiction“ komplett und dazu Highlights aus den Frühwerken. Hymnischer ging es nicht mehr.

9. The Heavy Heavy beim Rolling Stone Beach Festival

Wenn wahrscheinlich nächstes Jahr dann das Debütalbum erscheint werden The Heavy Heavy die Shootingtsars 2023. Aber die EP „Life And Life Only“, auf die wir mit „Miles And Miles“ als Song des Tages hinwiesen, hatte es schon in sich. Mit ihrem mitreißenden Sixties-Rock’n’Roll-Pop hätten sie 1967 das Monterey-Festival bereichert. So aber standen sie am 12.11. um 16.45 Uhr auf der Bühne des Baltic Saals beim Rolling Stone Beach Festival und euphorisierten die bereits zahlreich erschienenen Besucher. Und ich konnte mir Freudentränen nicht verkneifen. Herzens-Band.     

10. Dylan beim Reeperbahn Festival

Es war zwar nur eine halbe Stunde, aber eine unvergessliche. Es war eine wahre Pracht, wie Natasha Woods, alias Dylan, am 23.09. das Spiegelzelt beim Reeperbahn Festival rockte. Ein Mainstream-Rock-Pop, der viele Freunde auch im Indie-Bereich finden sollte. Das Mini-Mixtape-Album „The Greatest Thing I’ll Never Learn“ mit acht Songs in 24 Minuten ist bereits erschienen, der große Durchbruch scheint demnächst für die junge Britin bevorzustehen.    

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