Charmant und erfrischend anders: Die Höchste Eisenbahn verzückt die Fans im Hamburger Docks
Dass deutschsprachige Popmusik weder verkopft noch kitschig sein muss, hat Die Höchste Eisenbahn mit ihren drei Studioalben „Schau in den Lauf Hase“, „Wer bringt mich jetzt zu den anderen“ und zuletzt „Ich glaub dir alles“ hinlänglich bewiesen. Moritz Krämer und Francesco Wilking, die beiden Sänger und Komponisten der Band, sind die wahren Songpoeten unseres Poplandes, und gemeinsam mit Bassist und Keyboarder Felix Weigt und Schlagzeuger Max Schröder, die die Band komplettieren, waren sie am 24.11.2019 im Hamburger Docks zu Gast.
Stefanie Schrank im Vorprogramm
Als Support trat Stefanie Schrank auf, bekannt geworden als Mitglied der Kölner Indie-Band Locas In Love, die Ende September ihr neues Album „Unter der Haut eine überhitze Fabrik“ bei Staatsakt veröffentlicht hat. In Trio-Besetzung stimmte sie mit ihrem Mix aus Indie, Electro, Wave, Art-Pop und originellen Texten („Die Katze von Jesus“) die Besucher im fast ausverkauften Docks auf Die Höchste Eisenbahn ein, deren vier Mitglieder gegen 21.10 Uhr auf die Bühne traten und das Konzert mit „Aufregend und neu“ begannen. Im Folgenden sorgte das Berliner Quartett für gut 105 unterhaltsame Minuten, in denen allein schon Krämers und Wilkings launige Ansagen über Hamburg, Kiel oder das am Sonntag stattgefundene Skispringen zur Erheiterung des Publikum dienten. Ihrem eigentlichen „Job“, der Live-Darbietung von anspruchsvollem Songwriter-Pop mit catchy Melodien, kamen die Herren von Die Höchste Eisenbahn konzise und spielfreudig nach.
Westcoast-Geschmeidigkeit und rote Luftballons
Neunzehn Songs standen an diesem Abend auf der Setlist, und es machte einfach tierisch viel Spaß, Moritz Krämer und Francesco Wilking bei ihrem häufig gemeinsamen, manchmal oder abwechselnden Gesang zuzuhören. Zum Beispiel als sie über die Liebe sangen, die aufgehen wird wie eine „Blume“. Doch da befand sich das Konzert bereits auf der Ziellinie und der elegante Eisenbahn-Sound, der immer wieder an die Westcoast-Geschmeidigkeit von Steely Dan erinnert („Zieh mich an“), erfuhr mit dem Dreierpack „So siehst du nicht aus“, „Louise“ (müsste eigentlich ein Riesenhit sein) und „Raus aufs Land“ herzhafte Beschleunigung. Erlebte „Rote Luftballons“, die passend zum Songtitel von den Fans durch den Saal schwebten und vom majestätischen „Wer bringt mich jetzt zu den anderen?“ aufgefangen wurden.
Die Höchste Eisenbahn erzeugte Partystimmung
Zum Finale herrschte Partylaune. Das NDW-geprägte „Kinder der Angst“, das legere, von karibischen Rhythmen getragene „Schau in den Lauf Hase“ sowie das galoppierende „Was machst du dann?“ erhöhten bei den Fans die Bereitschaft, die Tanzbeine zu schwingen. Im Zugabenteil dann Francesco Wilking, der sonst meistens zwischen Gitarre und Spezialeffekte-Erzielung am Theremin wechselte, bei „Isi“ als der große Taktgeber und Zampano am E-Piano, der sich Textalbernheiten leistete, bevor „Lisbeth“ (der leider ungekrönte Eisenbahn-Hit) die Euphorie weiter entfachte. Mit dem am Ende fast wehmütigen „Umsonst“ entließ das Quartett das Publikum in die kalte Hamburger Nacht. Erfrischend anders, Die Höchste Eisenbahn. Dabei charmant und richtig, richtig gut.