Die Hamburger Songwriterin Mia blüht im Portrait

Mirjam Blümel und der Traum von der ersten Platte

von Gérard Otremba

Blumen sind wichtig für Mia blüht. Bei allen Konzerten stellt Sängerin Mirjam Blümel zunächst ein wie auch immer geartetes Blumenarrangement in ihre Nähe. Die nächste Gelegenheit, dieses Ritual der Songwriterin zu bestaunen, besteht am 15.04.2015 in der Bar Rossi zu Hamburg. Dies könnte ein Alleinstellungsmerkmal für die seit sechs Jahren in Hamburg lebende Sängerin werden. Ein Alleinstellungsmerkmal ist nicht verkehrt und wichtig, allein mit der Musik schwierig genug herzustellen, doch hat Mia blüht das Potential, mit ihrem Musikstil, der zwischen klassischen Liedermacherkompositionen, Singer-Songwriter, Chanson, Jazz und Pop changiert, für Aufmerksamkeit zu sorgen.

Von Wolfenbüttel über Heidelberg nach Hamburg

Die 1985 in Wolfenbüttel geborene und dort aufgewachsene Mirjam Blümel kam nach ihrem in Heidelberg absolvierten Studium der Musiktherapie nach Hamburg. „Mich hat es in eine Großstadt gezogen. Und da ich erst mal in Deutschland bleiben wollte, ich Berlin zwar gerne besuche, dort aber nicht leben wollte, kam nur Hamburg in Frage, München und Köln konnten bei der Wahl nicht mithalten“, erklärt die 29-Jährige ihren Standortwechsel in die Hansestadt. Mit Musik wuchs Mirjam Blümel von Kindesbeinen auf. Ihre Mutter gab Blockflötenunterricht und war ihre Lehrerin für eben jenes, für so viele Kinder, verhängnisvolle Instrument. Doch der kleinen Mirjam schadete es nicht, sie schlug eine klassische Musiklaufbahn ein, nahm mit sechs Jahren Klavierunterricht und da ihre Eltern im Chor sangen und Musikfreizeiten besuchten, bei denen ihre Tochter stets zugegen war, stand das Singen automatisch und ganz natürlich im Mittelpunkt von Mirjams frühkindlicher Erziehung.

Von der Klassik zur Pop-Musik

Der klassischen Musik blieb Mirjam Blümel als Kind lange Zeit verhaftet, waren ihre Eltern so ganz und gar nicht mit Pop- und Rockmusik sozialisiert, sondern in der Kirchenmusik versunken. „Ich vermute sogar, mein Vater kennt die Beatles nicht. Meine Mutter wahrscheinlich schon, aber mein Vater wohl eher nein“, sagt Blümel über ihre Eltern. So musste sie sich zwangsläufig die Popmusik selbst aneignen und begann mit zehn Jahren, Radio zu hören. Während der Schulzeit beteiligte sie sich zwar an der ein oder anderen Schülerband, jedoch sei sie froh, dass davon keine Aufnahmen existierten. Die Gesangsausbildung stand im Vordergrund, mit zwölf sang sie ihr erstes Solo, mit 14 begann sie mit dem klassischen Gesangsunterricht. Erst nach der Schulzeit kam der Pop-Jazz-Gesangsunterricht hinzu. Sie nahm an Jazz-Sessions in Heidelberg und Umgebung und später auch in Hamburg teil, hatte aber in einer von Männern dominierten Welt einen schweren Stand, wenn sie an Auftritte kommen wollte. „Die Jazz-Sessions waren eine gute Möglichkeit mal wieder auf einer Bühne zu stehen, ich fühlte mich aber nie so richtig wohl“ erinnert sich Blümel an vergangene Zeiten.

Mia Blüht und andere Musikerinnen

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Foto: Mia blüht

Natürlich müsse sie mit ihrem Projekt Mia blüht ebenfalls um Auftritte bitten, doch „hier spiele ich meine Songs, an Mia blüht hängt mein Herz“. Musik, die sich weit entfernt von ihren „Jugendsünden“ wie Blümchen und Tic Tac Toe zeigt. Doch längst sind erwachsene Künstlerinnen wie Lizz Wright, Tori Amos, Fiona Apple, Miss Platnum und Regina Spektor in den Fokus ihres musikalischen Bewusstseins getreten. „Ich war nie Fan von irgendwelchen Künstlern, den Hype habe ich nie verstanden. Bei der französischen Sängerin Camille mache ich allerdings eine Ausnahme, die verehre ich dann doch sehr“, setzt Mirjam Blümel eine weitere außerordentliche, eigenständige und eigenwillige Künstlerin zur Liste hinzu. Ebenso wie Mia blüht schreiben alle diese Damen keine Mainstream-Pop-Songs für 15-jährige Girlies. „Ein anderer Musiker hat mal auf einer Party zu mir gesagt: ‚Niemand schreibt solche Lieder wie du‘. Das ist echt ein guter Satz, daran kann man sich immer schön hochziehen. Ich hätte auch keine Lust, einen Mainstream-Pop-Song zu schreiben, was auch immer das ist“, fasst Blümel ihr musikalisches Konzept zusammen.

Gelassen sieht Mia blüht in die Zukunft

„Manchmal sind erfolgreiche Songs schwer nachvollziehbar. „Bei ‚Stairway To Heaven‘ gibt es Blockflöten zu hören“, weiß die Sängerin manch Wunderliches auf dem Musikmarkt einzuschätzen und ist sich der Schwierigkeit bewusst, Vorhersagen zu treffen. Auch in Bezug auf ihr eigenes, möglicherweise im kommenden Jahr erscheinendes Debütalbum. „Ich hoffe, das Konzept für eine Platte dieses Jahr fertig zu haben und wenn dann 2016 was erscheint, dann freue ich mich“, schaut die Songwriterin hoffnungsvoll, aber gelassen in die Zukunft. Mirjam Blümel geht ihre Musikkarriere aus einer komfortablen Zone heraus an, ist sie doch mit Jobs im musiktherapeutischen Bereich finanziell abgesichert. Der Drang, Mia blüht größeren zeitlichen Spielraum einzuräumen wächst jedoch täglich. Zwar arbeitete sie immer im Musikbereich, als Musikerin sieht sich Blümel jedoch als „Anfängerin“ und am Beginn der Laufbahn, die durch häufigere Auftritte den nächsten Schub erfahren soll. „Mit einer eigenen Platte könnte ich mich natürlich besser promoten, aber wenn die Veranstalter auf meiner Homepage sehen, dass ich zuletzt 20 Konzerte gespielt habe und nicht zwei, dann hilft das auch schon mal“, sagt Blümel. Konzerte, die sie als Mia blüht entweder allein mit Piano und Gitarre bestreitet, oder in wechselnder Besetzung mit Kontrabass, Cello, Schlagzeug und Backgroundgesang.

Mirjam Blümel über das Texten und Handarbeitsanfälle

Obwohl sie schon immer eine starke Affinität zu Sprache und Sprachästhetik gehabt habe, fiel ihr das Texten häufig schwer. „Ich hatte dann eine Gesangslehrerin, die mich richtiggehend getriezt hat, Texte zu schreiben. Es waren banale Übungen, aber es half mir, regelmäßig ins Schreiben zu kommen und ein Gefühl für Texte zu entwickeln. Und letztes Jahr besuchte ich den Hamburger Popkurs, das gab mit ebenfalls nochmals einen richtigen Schub für das Schreiben“, erzählt Blümel. Und so sind aus den früheren pubertären Weltschmerzsongs in der Zwischenzeit poetische Alltagsbeobachtungen geworden. „Es gibt Momente, da muss ich ganz für mich sein und dann kommt die Inspiration und nach der Inspiration kommt dann die Arbeit, und das ist dann Fleiß“, sagt Mirjam Blümel über die Entstehung ihrer Songs. Ihre Freizeit verbringt sie gerne mit greifbaren Dingen, es überkommen sie dann Handarbeitsanfälle und sie strickt, näht, häkelt, bastelt und topft Blumen um. Oder sie begibt sich mit dem Rad in die Natur und besucht Museen und Theater. Doch die Musik bleibt der Nabel ihres Lebens. „Ich habe mir zwar die Frage, was mir Musik bedeutet, nie gestellt, aber wenn ich mich mit Musik beschäftige, merke ich, dass das den Kern ausmacht. Es ist etwas Existenzielles, aber alles, was man darüber jetzt sagt, zerredet es“, fasst Mirjam Blümel, alias Mia blüht, zusammen und läßt ihre Songs sprechen.

Weiter Informationen online unter http://www.miablueht.de/ und https://www.facebook.com/miablueht.

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