Zwei Stunden Die Braut haut ins Auge Revisited: Die Hamburger Indie-Band macht das Heimpublikum im Knust glücklich
Text von Gérard Otremba, Fotos von Laurina Luckner
„Ausverkauftes Knust, wie geil ist das denn?“, begrüße Bernadette Hengst völlig überschwänglich das Hamburger Publikum. Es folgte ein herrlicher Ausflug in die Vergangenheit, auch in meine eigene. Im Oktober 2024 bescherte mir die Veröffentlichung der Best-Of-Compilation „Hits 1990-2000“ auf Vinyl von Die Braut haut ins Auge einen Erinnerungsschub an die vor 35 Jahren gegründete und von 25 Jahren aufgelöste Hamburger Band, deren Alben ich schon lange nicht mehr gehört hatte, die aber mein Leben in den 90ern bereichert haben. Ein Die-Braut-haut-ins-Auge-Konzert in Frankfurt gab es im Oktober 1996 auch, doch herrschen Lücken im Erinnerungsvermögen nach so langer Zeit. Umso besser, dass es am 06.04.2025 erneut die Möglichkeit gab, die legendäre Band nochmal live zu erleben.
Das Album „Was nehm ich mit?“ komplett
Im Hamburger Knust traten Sängerin und Gitarristin Bernadette Hengst und Bassistin Peta Devlin von der Originalbesetzung gemeinsam mit Sophie Seemann (Sophie And The Sailors) an Keyboard und Orgel sowie Katharina Lattke am Schlagzeug auf und vermittelten das Gefühl, nie so wirklich weg gewesen zu sein. Unter den Augen ihrer ehemaligen Kolleginnen Karen Dennig und Barbara Haß, die auf eine Reunion verzichtet haben, sich aber sehr glücklich ob der Darbietung zeigten, hinterließ die Revisited-Version von Die Braut haut ins Auge aber auch einen formidablen Eindruck. Ich denke, auch alle anderen Knust-Besucher waren nach den 120 Minuten nicht minder glücklich. Jedenfalls wurde das Quartett zwei Stunden lang auch zu Recht mächtig abgefeiert.
Voller Elan und Tatendrang spielten Die Braut haut ins Auge zunächst ihr zweites, 1995 veröffentlichtes Album „Was nehm ich mit?“ komplett. Bei einigen Ansagen erinnerten sich Hengst und Devlin an die Zeit von vor 30 Jahren und ihre damals teils strangen Outfits, die schon mal zu negativen Auswirkungen auf den Gesundheitszustand einzelner Bandmitglieder führten.
Überfälliges Live-Comeback von Die Braut haut ins Auge
Das Wiederaufleben des ganzen Albums war eine prima Idee, so dass Songs aus der vermeintlich zweiten Reihe wie „Mein Platz“, das sie eigentlich nie wieder spielen wollten, oder die Country-Herzschmerz-Ballade „They Say“ ihre Live-Plätze erhielten, die bei einer reinen Best-Of-Show wohl durch andere Lieder besetzt gewesen wären. Es tat wahnsinnig gut, „Greenwich Village“, „Provisorisch“, „Was nehm ich mit (wenn es Krieg gibt)“ oder „Nichts ist für immer“ live zu erleben, man fühlte sich selbst gleich mal 30 Jahre jünger. Positive Nostalgie folgte mit „Lauf los“, „Alles was mir fehlt“ und „Der langweiligste Junge der Welt“ und am Ende gab es Gänsehautatmosphäre und Wehmut pur bei „1000 Bier“. Es war ein längst überfälliges Live-Comeback einer der bedeutendsten Indie-Bands Deutschlands.
Leider wollen Bernadette Hengst und Peta Devlin erst wieder in 25 Jahren als Die Braut Haut ins Auge auftreten. Die Hoffnung stirbt zuletzt, nicht erneut so lange auf die nächste Reunion warten zu müssen. Es hat doch alles gepasst und ihr wart großartig.












