dEUS: How To Replace It

Damit war nicht mehr unbedingt zu rechnen: Elf Jahre nach ihrem bislang letzten Studio-Lebenszeichen kehren die belgischen Indierock-Asse dEUS glanzvoll zurück

Sie sind wieder da, und das auch noch in Hochform – was nach einigen Flaute-Jahren so nicht mehr zu erwarten war: Belgiens Indie-Pioniere dEUS, die mit „Worst Case Scenario“ und „The Ideal Crash“ zwei der besten europäischen Rock-Alben der Nineties auf dem Konto haben. Ihr Comeback mit dem kraftvoll-energiegeladenen „How To Replace It“ zeigt nun, dass die Geschichte dieser Klasse-Band noch längst nicht auserzählt ist.

dEUS lassen sich nicht verbiegen

dEUS How To Replace It Cover PIAS Recordings

Dabei haben sich Frontmann Tom Barman und seine mehrfach umbesetzte Truppe nicht verbiegen müssen, um trotzdem aktuell und modern zu klingen. „Man will sich natürlich nie wiederholen, hat aber halt auch seinen Stil“, sagt der 51-Jährige über seine grundsätzliche Herangehensweise. „Man möchte neues Zeug ausprobieren und einfach reagieren auf das, was sich zu dieser Zeit frisch anfühlt.“

Mit dieser offenen Songwriting-Philosophie kommen dEUS auf dem neuen Album sofort glanzvoll aus den Startlöchern: Das Titelstück geht mit dramatischen Trommeln, dem rauen (Sprech-)Gesang von Barman und dunklen Synthie-Flächen schon großartig los – um danach über gut fünf Minuten immer noch besser zu werden. Sägende Gitarren, verspielte Piano-Akkorde und ein gewaltiges Bläser-Crescendo kommen nach und nach hinzu. All dies fügt sich schließlich zu einem der stärksten, mitreißendsten dEUS-Tracks seit dem Nuller-Jahre-Meisterstück „Pocket Revolution“ (2005) zusammen.

Tom Barmans Stimme ist bestens gealtert

Das soulig-gospelige „Must Have Been New“ erinnert danach an neuere Stücke der Afghan Whigs, mit deren Sänger Greg Dulli der dEUS-Boss sowieso einiges gemeinsam hat: Auch Barmans Stimme ist im Laufe von über 30 Band-Jahren gut gealtert und immer eindringlicher, düsterer, charismatischer geworden. In „Man Of The House“ klingt er – erst recht im Gegensatz zu seinem weiblichen Gegenpart – zuweilen furchterregend maskulin, kann sich so aber immerhin gegen die mächtige „Wall of Sound“ aus Gitarren, Bass, Drums und Keyboards durchsetzen. Das raunend gesungene „1989“ (über das Band-Gründungsjahr) und die Ballade „Love Breaks Down“ sind dagegen fast schon Pop – zwei der schönsten, zartesten dEUS-Melodien seit langem.

How To Replace It” ist erstaunlicherweise erst das achte Studioalbum dieser durchaus stilprägenden Band, und ihr erstes seit „Following Sea“ von 2012. Völlig weg vom Fenster waren dEUS aber auch seither nicht – es gab Touren und Festivalauftritte, ein wichtiges Jubiläum (der Klassiker “The Ideal Crash” wurde 2019 zwanzig Jahre alt) und die gelungene Kompilation “Selected Songs 1994-2014”.

Fazit: dEUS sind weiterhin relevant

Obwohl 2018 schon konkrete Comeback-Pläne entstanden, dauerte es nochmal rund fünf Jahre, bis die zwölf neuen Songs nun das Licht einer erwartungsvollen Musikwelt erblicken. Toll, dass dEUS jetzt tatsächlich wieder da sind – als weiterhin relevante Band mit einem Indierock- und Funk-Noir-Sound irgendwo zwischen Nick Cave und Mark Lanegan, Peter Gabriel und Serge Gainsbourg (vor dem sie sich im abschließenden, französisch gesungenen Gitarrenrock-Chanson „Le Blues Polaire“ elegant verbeugen).

„How To Replace It“ von dEUS erscheint am 17.02.2023 bei [PIAS] Recordings. (Beitragsbild: Pressefoto)

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