Desmond Morris: Das Leben der Surrealisten

Desmond Morris Das Leben der Surrealisten Cover Unionsverlag

Eine mehr als würdige Hommage der Surrealisten von Desmond Morris

Pablo Picasso und Surrealismus? Man möchte meinen, das passt nicht zusammen. Tut es aber doch, wie Desmond Morris in seinem neuen Buch „Das Leben der Surrealisten“ erklärt. Picasso kann sogar als allererster Surrealist überhaupt bezeichnet werden. Als er 1917 gemeinsam mit Jean Cocteau das Bühnenbild und die Kostüme für das Ballett „Parade“ entwarf, tauchte im Programmheft erstmals der Begriff „Surrealisme“ für die Beschreibung von Picassos Kunst auf. „Für mich beginnt jede Malerei mit einer subjektiv gestalteten Vision. Es kommt auf eine tiefer reichende Ähnlichkeit an, realer als real, das bis zum Surrealen reicht. Darin besteht für mich der Surrealismus“, erklärte Picasso später seine Auffassung.

Es begann in Paris

Die surrealistische Bewegung entstand im Paris der 1920er Jahre und verstand sich als „Rebellion gegen all jene Mächte, die die Welt in den Krieg geführt hatten“, wie es der Klappentext beschreibt. Die Surrealisten protestierten in ihren Arbeiten gegen Religion, Prüderie und Autoritäten. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 wurden die Vertreter zerstreut und konnten auch nach Ende des Krieges die Bewegung nicht wiederbeleben. Es entstand zwar weiterhin surrealistische Kunst, sie war fortan aber das Werk einzelner Künstler und nicht mehr Ergebnis einer kollektiven Bewegung.

Von Agar bis Tanning

Desmond Morris Das Leben der Surrealisten Cover Unionsverlag

Desmond Morris, der selbst surrealistischer Künstler ist und freundschaftliche Kontakte zu nahezu all seinen Vertretern pflegte, erzählt die Geschichte dieser radikalen Kunstepoche anhand von 32 Portraits seiner wichtigsten Vertreter. In geistreichen und unterhaltsamen Anekdoten blickt er auf das Leben von unter anderem Francis Bacon, Salvador Dali, Marcel Duchamp, Max Ernst, Joan Miró und Man Ray. Wir erfahren von ihren Liebesbeziehungen, ihrer Arbeit, ihren Süchten und ihren Geheimnissen. Morris erweist sich dabei als ausgesprochen guter Erzähler und Menschenkenner. Aus seinen Portraits strahlt Bewunderung und tiefe Sympathie für die Persönlichkeiten und die Arbeit seiner Weggefährten. Und das ganz ohne Sentimentalität.

Eine würdige Hommage von Desmond Morris

Hintergründe erklären oder belehren tut Morris gar nicht. Er bleibt bei seinem unakademischen Mix aus Biografie und Werkbetrachtung und bietet so auch Eingeweihten ganz neue Perspektiven. Ein surrealistisches Kunstwerk müsse geheimnisvoll sein, der Betrachter und idealerweise auch der Künstler müsse irritiert sein, dürfe es nicht verstehen, sagt Desmond Morris. Sein neues Buch ist mehr als eine würdige Hommage.

Desmond Morris: „Das Leben der Surrealisten“, Unionsverlag, übersetzt von Willi Winkler, Hardcover, 352 Seiten, 978-3-293-00556-3, 26 Euro. (Beitragsbild: Buchcover).

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