Deep Purple erneut auf der Hamburger Stadtpark-Open-Air-Bühne. Können die britischen Rock-Helden ihre Fans immer noch begeistern?
Text und Fotos von Gérard Otremba
Bereits 2017 gastierten Deep Purple auf ihrer „Long Goodbye Tour“ in Hamburg (Sounds & Books berichtete). Offensichtlich hat die legendäre britische Rockband Gefallen daran gefunden, diese Tour so lange wie möglich auszukosten. Noch immer reisen Sänger Ian Gillan (77), Bassist Roger Glover (77), Schlagzeuger Ian Paice (75), Keyboarder Don Airey (75) und Gitarrist Simon McBride (44), der letztes Jahr den ausgestiegenen Steve Morse ersetzt hat, rund um den Globus, um den Fans ihre Klassiker live zu präsentieren. 2022 waren Deep Purple schon auf der Stadtpark-Open-Air-Bühne in Hamburg zu sehen (der Autor dieser Zeilen war ausgerechnet in dieser Woche an Corona erkrankt und konnte nicht anwesend sein), und weil es dort bekanntlich so schön ist und sich das Quintett wohl sofort in die Location
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verliebt hat, kehrten die Rock-Helden ein Jahr später an die gleiche Wirkungsstätte zurück.
Mother’s Cake als Support
Bevor Deep Purple am 19.07.2023 pünktlich um 20 Uhr die Stadtpark-Bühne betraten, hatte die österreichische Progressive-Rockband Mother’s Cake das große Vergnügen, die Fans mit einem beherzten, 45-minütigen Support-Gig bei Laune zu halten. Gelang dem Quartett ganz vorzüglich. Von Beginn an herrschte eine großartige Atmosphäre unter den knapp 4000 Besuchern des Deep-Purple-Konzerts, Ian Gillan bedankte sich denn auch im Verlauf der gut 100 Minuten über die von den Fans erzeugten „good vibes“. An diesen hatten die Hardrock-Veteranen einen nicht ganz unwesentlichen Anteil. Deep Purple lieferten wie schon 2017 ab (und wahrscheinlich auch wie 2022). Dass Ian Gillans Stimmbänder in den letzten 55 Jahren viel durchgemacht haben, merkte man teilwiese zwar schon, aber seine Gesangsperformance bei der Bluesballade „When A Blind Man Cries“ war schlicht grandios. Die Setlist war diesmal schwer auf ihr Meisterwerk „Machine Head“ von 1972 ausgerichtet.
Deep Purple zwischen „Highway Star“ und „Smoke On The Water“
Mit der eben erwähnten B-Seite von „Never Before“ befanden sich sechs der gespielten 13 Songs aus der stilprägenden Deep-Purple-Ära. Ein Konzert mit „Highway Star“ zu eröffnen und natürlich mit „Smoke On The Water“ zu beenden, hat einfach Stil und Klasse. Dazwischen eine famose „Lazy“-Version (mit Ian Gillan an der Harp), ein an Hymnik kaum zu überbietendes „Anya“, auf das ein kathedralenartiges Intro für Don Aireys Keyboard-Solo folgte, in Hamburg natürlich wieder samt „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“. Mit Gitarren-, Keyboard und später Bass-Soli sparten die Herren wahrlich nicht und boten eine immer noch spielfreudige wie routinierte, vom Publikum mit reichlich Applaus bedachte Rock-Show. Als Zugaben noch „Hush“ und „Black Night“, Liebesbekundungen Gillans an die Hamburger Fans und mit vielen „good vibes“ trat man den Heimweg an.
Vielleicht sah man das letzte Deep-Purple-Konzert in Hamburg, aber vielleicht touren die unermüdlichen noch ein, zwei Jahre weiter. Die Power ist noch da.