David Fuchs: Leichte Böden – Roman

David Fuchs Credit Fotowerk Aichner Haymon Verlag

In seinem zweiten Roman „Leichte Böden“ greift der österreichische Schriftsteller und Mediziner David Fuchs die Problematik eines würdevollen Alterns auf. Heiter-ironisch und das Thema punktgenau treffend.

Sein Sabbitacal-Jahr hat sich Daniel Kobicek anders vorgestellt. Ursprünglich wollte er lediglich seinen verstaubten Porsche aus der Garage bei seiner Tante Klara holen und vielleicht nach Italien fahren. Klara lebt auf dem Land, wo Daniel, ein als Lehrer arbeitender, mit einer ausgeprägten Spinnen-Paranoia und einer prinzipiellen Insekten-Abneigung ausgestatteter, promovierter Biologe, seine Zeit als Kind verbrachte. Klara kümmert sich mittlerweile um ihren dementen Mann Alfred, dessen einzige, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ausgesprochene Wörter „Ja genau“ zu einem Running Gag des Romans mutieren.

Ein Trip in die Vergangenheit

David Fuchs Leichte Böden Cover Hymon Verlag

Auch Nachbar Heinz, der nach einer Krebskrankheit keine feste Nahrung mehr zur sich nehmen und nur mit Hilfe eines Sprachcomputers kommunizieren kann, wohnt seit dem Tod seiner Frau in Klaras Haus. Weil ihm der Zustand dieser zunächst ungewöhnlichen Alters-WG missfällt, entwickelt Daniel schnell ein Helfersyndrom und greift in guter Absicht in den seit zwei Jahren existierenden Mikrokosmos ein. Gleichzeitig gerät seine Landpartie zu einem Trip in die Vergangenheit, ausgelöst durch das Wiedersehen mit Maria, der Tochter von Heinz. Während Daniel hinter dem verklärten Hauch von Nostalgie gräbt, stellt sich Maria alten Dämonen.

David Fuchs wartet mit einem der schönsten Songs von Nick Cave auf

In seinem nach „Bevor wir verschwinden“ zweiten Roman beleuchtet David Fuchs die essentielle Frage nach dem würdevollen Leben im Alter. Der ausgebildete Mediziner nähert sich dem Thema sowohl auf ironisch-humoristische Weise als auch mit der gebotenen Ernsthaftigkeit. Wo es dem Hauptprotagonisten Daniel manchmal aufgrund übereifriger Helferslust an Sensibilität fehlt, gleicht sein Schöpfer diesen Mangel mit seiner klaren Sprache und den lakonischen Dialogen wieder aus. Kurz vor dem Ende wartet David Fuchs sogar mit einem der schönsten und besten Songs von Nick Cave auf. Ein schnell zu lesender, tragikomischer Roman mit einem gewichtigen Sujet.

David Fuchs: „Leichte Böden“ , Haymon, Hardcover, 208 Seiten, 978-3-7099-3492-0, 19,90 Euro. (Beitragsbild: Credit: Fotowerk Aichner)  

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