David Byrne: Wie Musik wirkt

David Byrne by Jody Rogac

David Byrne, der Vordenker des Pop, lüftet in seinem Buch so manches Geheimnis über die Musikindustrie

Während seines Studiums an der Kunstakademie sah David Byrne ein Konzert von James Brown im Providence Center in Philadelphia. Es sei die beste Show gewesen, die er je gesehen habe, schreibt der Talking Head in „Wie Musik wirkt“. Und es war der Moment, in dem Byrne beschloss, sein eigenes Leben der Musik zu widmen. Was folgt, ist eine beeindruckende und schillernde Karriere. Byrne stand immer für impulsiven Intellekt, bedingungslosen Innovationsgeist und Spaß. Eine Formel, die er nicht nur in der Popmusik (zum Beispiel zuletzt auf seinem Solo-Album „American Utopia„), sondern auch in Installationen und beim Film anwendete.

David Byrne verbindet Erfahrung mit Wissenschaft

David Byrne Wie Musik wirkt Cover S. Fischer Verlag

All diese Erfahrungen münden nun in dieses Buch, das der inzwischen 67-Jährige im Original bereits 2012 veröffentlichte. Das Buch widmet sich in insgesamt elf Kapiteln den unterschiedlichen Aspekten von Musik und Musikmachen. In Kapiteln wie „Mein Leben auf der Bühne“ oder „Musik und Technik“, „im Studio“ oder „Unbegrenzte Auswahl: Die Macht der Playlisten“ zeichnet Byrne auf, wie Musik entsteht, was sie auslöst und was sie bedeuten kann. In einer Mischung aus Autobiografischem und Wissenschaft referiert Byrne unter anderem über die Vor- und Nachteile kollektiver und individueller Kompositionstechniken, die Verbindung von Sound und Visualität sowie die Bedeutung von Texten. Byrne zeigt dabei auch auf, wie sehr sich das Musikgeschäft und damit auch die Musik selbst in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Er tut dies ohne Wertung, ohne Wehmut, offengeistig wie er es immer gewesen ist.

Tipps für Musiker

Doch „Wie Musik wirkt“ ist nicht nur Werkschau und Analyse, sondern versteht sich aus als Ratgeber für Musiker. Im Kapitel „Business und Finanzen“ erteilt Byrne hilfreiche Tipps, wie Musiker auch in Zeiten geringer Erträge durch Streaming auf ihre Kosten kommen. Für Nicht-Musiker schafft er in diesem Kapitel ein Bewusstsein dafür, wie wichtig die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebens für die Freiheit für Kunst ist.

Am Ende dieses mehr als 420 Seiten langen Buches sind viele Gedanken angestoßen, manche Geheimnisse gelüftet und die Lust aufs Musikmachen und -hören geweckt. Muss wohl auch Byrne selbst so gegangen sein: „Ich liebe Musik heute mehr denn je. Umso mehr wir darüber wissen, umso weiter und tiefer ist das Meer, das Musik bedeutet“, sagt er im Vorwort. Eine ebenso unterhaltsame wie lehrreiche Lektüre.

David Byrne: „Wie Musik wirkt“, S. Fischer Verlag, übersetzt von Achim Stanislwaski, Taschenbuch, 448 Seiten, 978-3-10-397417-1, 35 €. (Beitragsbild von Jody Rogac) 

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