Danko Jones: Power Trio – Albumreview

Danko Jones by Dustin Rabin

„Power Trio“: Das grandiose neue Album von Danko Jones mit dem besonderen Kick

Als letzte Woche die neue Scheibe von Deafheaven erschien, fühlte ich mich bemüßigt auf die Unterschiede hinzuweisen zwischen regelmäßigen Erneuerern ihrer Kunst (wie eben z.B. Deafheaven) und den Zelebrierenden des musikalischen Stillstandes im Rock-Kontext – die exakt deswegen mehr oder weniger regelmäßig gut abliefern, indem sie an ihrem Sound herzlich wenig ändern. Das ist eine große Kunst: Eben nicht immer denselben Song zu verfassen, sondern die gewohnten Trademarks in neue, spannende und frische Stücke zu verwandeln, die genauso Spaß machen wie die des jeweiligen Debüt-oder Signature-Albums. Die dabei jedoch immer die Faszination für genau dieses frühe Meisterwerk duplizieren. Das können nicht Viele. Einige wenige Musizierende haben dies jedoch zur Meisterdisziplin erhoben: Die Ramones, z.B. Motörhead. AC/DC (die diese Fertigkeit jedoch inzwischen eingebüßt haben). Status Quo (ebenso, bereits vor sehr langer Zeit).

Danko Jones verehrt Public Enemy

Danko Jones – Namensgeber des kanadischen Powertrios, um das es hier geht – ist ein Musiknerd, dessen Vorlieben diesbezüglich seiner eigenen Kunst zum Teil diametral gegenüber stehen: Als Podcast-Host referiert er mit Gästen über diverse Gestalten des Rock’n’Roll unterschiedlichster Prägung; in diversen Interviews outete er sich als Verehrer von Hip Hop-Acts wie Public Enemy; sein Albumtitel „A Rock Supreme“ kann genauso als Bekenntnis zum schnörkellosen Rock’n’Roll gelesen werden wie als Hommage an John Coltranes „A Love Supreme“.

„Power Trio“: Das vorherrschende Selbstverständnis

Danko Jones Power Trio Cover Mate In Germany

Ein cooler Typ auf so vielen Ebenen, der nun mit seinen beiden Mitstreitern (Bassplayer von Anfang an: John Calabrese, sowie Drummer Nummer Sieben: Rich Knox (seit 2015 dabei)) das zehnte Album veröffentlicht in der 25jährigen Geschichte der Kombo, die immer noch verlässlich (mal mehr, mal weniger) und kontinuierlich Arsch tritt. Das könnte langweilig werden. Sogar Danko Jones hat schon Alben veröffentlicht, die etwas verkrampft wirkten und seiner Live-Erscheinung nicht gerecht wurden – allerdings nicht wirklich viele. „Power Trio“ beschreibt im Titel schon bescheiden wie treffend das vorherrschende Selbstverständnis – unterfüttert wird dies mit Brechern wie „Saturday“ oder „Flaunt It“ sowie mit Midtempo-Granaten mit Mitgrölpotential wie „Ship Of Lies“, „Let’s Rock Together“ oder „Raise Some Hell“.

Laut Interview mit Danko im aktuellen Metal Hammer haben wir die Entstehung dieser neuen Scheibe vor allem John Calabrese zu verdanken, der den in Corona-Schockstarre gefallenen Jones zum Füllen der unfreiwilligen Freizeit animieren musste. So gesehen ist es umso erstaunlicher, wie frisch und inspiriert „Power Trio“ um die Ecke kommt – auch, dass in diesem Fall das Werk nicht im gemeinsam bewohnten Kämmerlein eingeprügelt wurde, sondern durch verschickte Soundfiles entstand, überrascht in diesem Zusammenhang.

Feiertauglichkeit sowie politische und gesellschaftliche Statements

Lyrisch will Danko raus zum Beginn der Platte: „I wanna leave, I want out, I ain‘t confused I have no doubt“ und endet bei „Start The Show“: „Get me on stage cause I‘m ready to play“. Action-Kracher, wie man sie erwartet und die durch die Pandemie noch dringlicher wirken. Zwischendurch stellt Jones jedoch auch klar, dass er am Samstagabend durchaus andere Prioritäten hat als reine Feierwut („Saturday“) und verleiht bei „Raise Some Hell“ der BLM-Bewegung seine Stimme. Bei aller Feiertauglichkeit sind politische wie gesellschaftliche Statements schon immer ein wichtiges Merkmal von Jones, dargebracht von der Bühne oder mehr noch in den sozialen Medien.

Das unterscheidet Danko Jones von den anfangs erwähnten wie größtenteils verblichenen Kollegen im Rock. Dass zum Ende der Scheibe das Jones’sche Power Trio zum Quartett mutiert durch den Gastbeitrag des Gitarristen des größten Powertrios ever, Phil Cambell von Motörhead, gibt dieser grandiosen Platte letztendlich noch einen besonderen Kick. Feine Sache.

„Power Trio“ von Danko Jones erscheint am 27.08.2021 bei Mate In Germany / Tonpool. (Beitragsbild von Dustin Rabin)

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