Daniel Herskedal – Voyage

Daniel Herskedal foto Knut Aaserud

Der Norweger Daniel Herskedal schafft auf „Voyage“ nie gehörte Klanglandschaften.

In Brassbands spielt sie eine Rolle, klar. Ansonsten aber ist die Tuba noch immer ein Exot. Auch im Jazz. Dabei ist das Instrument viel mehr als nur ein Bassersatz. Den Beweis hat der Norweger Daniel Herskedal im Laufe seiner Karriere schon mehrfach geliefert. Mit „Voyage“, erschienen auf dem Londoner Label Edition Records, erreicht Herskedal nun ein ganz neues Level.

Zwischen Jazz, Avantgarde, Kammermusik und Pop

Die insgesamt zehn Stücke dieses Albums definieren nicht nur den Einsatz des wuchtigen Tieftöners neu, sondern schaffen gleich eine ganz neue Klangästhetik, die so noch kaum zu hören war – und die sich irgendwo zwischen Jazz, Avantgarde, Kammermusik und Pop einpendelt. Das geht schon im Opener „Batten Down In the Hatches“ los. Im Zusammenspiel mit Pianist Eyolf Dales, Percussionist Helge Andreas Norbakken und Violaspieler Bergmund Waal Skaslien verwebt Herskedal ein atmosphärisch dichtes Thema mit vertrackter Rhythmik. Dabei setzt Daniel Herskedal die Tuba mal als Rhythmus-, mal als Soloinstrument ein, was dem Stück eine zusätzliche Unberechenbarkeit verleiht.

Daniel Herskedal und der eigene Sound

Ganz anders das getragene „Cut And Run“, das dominiert wird vom perlenden Piano. Herskedals ausdrucksstarkes Solo im letzten Drittel des Stücks gehört zu den Höhepunkten dieser Platte. Ein weiterer ist „The Mediterranean Passage In The Age Of Refugees“, auf dem Gastmusiker Maher Mahmoud die Oud spielt. Das melancholische Stück ist Herskedals Widmung an die Geflüchteten – und entwickelt im Laufe seiner 4:24 Minuten Spielzeit eine Intensität, die überwältigend ist.

Ein kraftspendendes Album

Weitere Anspieltipps sind das meditative „The Horizon“, das quirlige „The Gulls Are Tossed Paper In The Wind“ (dieses Piano-Solo!) sowie der sanfte Closer „The Lighthouse“, an dessen Ende nur noch die Tuba spielt. Nach etwas über 51 Minuten ist diese musikalische Reise Herskedals dann vorerst beendet. Auf dem Inlay der Platte steht der Norweger – sein schweres Instrument rechtsseitig geschultert – einsam vor schneebedeckten Bergen in seiner Heimat. Es ist ein friedliches, ein stilles Bild. Eines, das Kraft gibt. Wie diese Platte.

„Voyage“ von Daniel Herskedal ist am 08. 03. 2019 bei Edition Records erschienen (Beitragsbild von Knut Aeserud).

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Kommentare

  • <cite class="fn">Constanze Matthes</cite>

    Oh, das hört sich spannend an. Vielen Dank für diesen Tipp. Ich habe bisher noch nichts von Herskedal gelesen oder gehört. Ich höre mal rein. Vielleicht bekommt ja meine Sammlung aus norwegischen Jazz einen Neuzugang. Viele Grüße

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