Reich bebildert und randvoll mit unglaublichen Anekdoten: „75 Jahre Ozzy“ erzählt die unglaubliche Geschichte des Prince of Darkness, Ozzy Osbourne
von Sebastian Meißner
Auch wenn wegen Drogenmissbrauch, Burn-Out oder Schicksalsschlägen der Lack immer wieder mal ab war: Ozzy Osbourne ist seine gesamte Karriere durch immer eine schillernde Figur gewesen. Und das nicht nur als Frontmann und Sänger der Metal-Erfinder Black Sabbath oder seiner eigenen Bands, sondern auch abseits der Konzertbühnen. Sein Leben ist eine Aneinanderreihung von Exzessen und Extremen: Ozzy schnüffelte Ameisen als Kokain-Ersatz, biss einer Fledermaus den Kopf ab, erwürgte nach dem Konsum von vier Flaschen Wodka beinahe seine Frau Sharon, war Teufelsanbeter, selbsternannter „Prince of Darkness“, Reality-TV-Star und trotzt bis heute allen medizinischen Logiken. Er verlor mehrmals tragisch seine engsten Freunde und Vertrauten und sich selbst. Und er kam immer wieder zurück.
Der Aufstieg des Jungen aus Birmingham
Bei allen Skandalen vergisst man schnell, wie wichtig sein Beitrag zur Geschichte der (Gitarren)musik ist und wie viel brillante Musik er aufgenommen hat. In „75 Jahre Ozzy“ versucht der Autor Daniel Bukszpan, alle Fäden dieser außergewöhnlichen Geschichte zusammenzuführen. Er erzählt vom Aufstieg des armen Jungen aus Birmingham, von den ersten Proben von Black Sabbath, dem ausbleibenden Ruhm, den ersten Exzessen, dem Welterfolg, dem Ausstieg und die Neufindung, den Wahnsinn, den zahlreichen Niederschlägen und den noch zahlreicheren Comebacks.
Ozzy Osbourne lebt am Limit
Beim Lesen dieses Buches wird eindrücklich klar, dass Black Sabbath so nur in dieser Zeit und nur an diesem Ort entstehen und sich entwickeln konnten. Daniel Bukszpan webt die Geschichte der Band ein in die sozialen und gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit, kontextualisiert und stellt interessante Bezüge her. Es wird genauso klar, dass Ozzy entgegen aller Einschätzungen auch solo eine mehr als beeindruckende Karriere hingelegt hat. Bukszpan gibt anhand von Berichten von Weggefährten und Zeitzeugen weitgehend unbekannte Hintergrundinformationen und lässt die Geschichte dieses Mannes so noch besser nachvollziehen und einordnen. Hinzu kommt eine großzügig angelegte Werkschau mit kenntnisreichen musikanalytischen Beschreibungen aller Alben und Aufnahmen des Sängers. Zusammen mit den zahlreichen Fotos und Dokumenten ist „75 Jahre Ozzy“ eine mitreißende Lektüre – auch für Nichtfans.
Daniel Bukszpal: „75 Jahre Ozzy“ Hannibal Verlag, übersetzt von Alan Tepper, Hardcover, 200 Seiten, 978-3-85445-788-6, 35 Euro. (Beitragsbild: Buchcover)