City: Am Fenster – Album Review

Das legendäre Album der Ost-Rock-Band City endlich wieder auf Vinyl

von Gérard Otremba

Diese Platte, respektive der Titelsong „Am Fenster“, ist einfach Kult. Mit der Vertonung des gleichnamigen Gedichtes der DDR-Schriftstellerin Hildegard Maria Rauchfuß erreichte die Berliner Band City bereits in den 70er Jahren Heldenstatus. Live bereits noch mit Sänger Emil Bogdanow dem Publikum zu Gehör gebracht, spielte City „Am Fenster“ mit dem neuen Frontmann Toni Krahl 1976 bei Probeaufnahmen ein. Von der DDR-Plattenfirma Amiga wurde der Song aufgrund der Länge (knapp sieben Minuten) und der Nutzung der in Rockkreisen unüblichen Geige als Single abgelehnt. Nachdem jedoch Rundfunkstationen diese Aufnahme vorstellten und einen heftigen Hype bei ihren Hörern auslösten, blieb Amiga nichts anderes übrig, als den Song als Single zu veröffentlichen.

Der Clou der LP, die 1978 erschien, war natürlich dann die 17:40 Minuten lange Fassung, die aus drei Teilen („Tag“, „Tagtraum“ und „Am Fenster“) besteht. Die Sehnsucht und die Melancholie, die von Toni Krahls angenehm rauchiger Stimme transportiert und vom unendlich traurigen Geigenspiel Georgi Gogows flankiert wird, erhalten in der Albumversion mit den zarten Akkorden der akustischen Gitarre eine weitere, einleitende thematische Komponente. Und was dann Krahl, Gogow, Gitarrist Fitz Puppel und Schlagzeuger Klaus Selmke im dritten, über zehn Minuten langen Teil veranstalten ist in die Geschichte eingegangen und gehört zu den besten deutschen Rock-Kompositionen. Osteuropäische Traurigkeit trifft auf deutsche Schwermut, fatal, aber grenzenlos schön, wenn in die „Am Fenster“-Form gegossen. Eine Plattenseite für die Ewigkeit.

Dieser Song ist ein epochales Meisterwerk, doch haben die Stücke auf Seite eins durchaus ihren Reiz. Der Blues-Rock von „Es ist unheimlich heiß“ und „Meister aller Klassen“,  der Psychedelic-Folk-Rock von „Der King vom Prenzlauer Berg“, der Boogie-Rock’n’Roll „Nacht um halb eins“ und der straighte Rocksong „Traudl“ geben die Musik der 70er adäquat wieder und fangen die Befindlichkeiten des Ost-Berliner Lebens ein. Aber der Geniestreich ist bleibt der Song „Am Fenster“. Seit dem Zusammenbruch der DDR wurden keine Amiga-Platten mehr produziert, mit „Am Fenster“ von City hat dieser Umstand nun ein Ende gefunden. Und passend zum Cover ist die Platte im roten Vinyl-Gewand veröffentlicht worden.

„Am Fenster“ von City ist am 15.04.2016 bei Amiga / Sony Music als Vinyl-Fassung erschienen.

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City – Am Fenster .1978 von dragonsk273

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