Christoph Dallach: Future Sounds

Christoph Dallach Future Sounds Cover Suhrkamp Verlag

Der Journalist Christoph Dallach lässt in seiner Oral History „Future Sounds“ den Krautrock wieder aufleben

Manchmal ist der Gewinn in einem Preisausschreiben der Beginn von etwas Großem. Bei Christoph Dallach jedenfalls war es so. Der Journalist (u.a. für Die Zeit und Spiegel Online) gewann 1997 das Album „Movies“ von Holger Czukay. Eigentlich Punkhörer, kam er so mit Krautrock in Berührung – und war begeistert. Jetzt, über 40 Jahre später, widmet er dem Genre mit „Future Sounds“ ein ganzes Buch.

Die Musik der Krautrock-Bands als „Future Sounds“

Christoph Dallach Future Sounds Cover Suhrkamp Verlag

Wie sehr diese Musik von Deutschland aus in die Musikwelt hinausstahlt, muss man sich immer wieder vergegenwärtigen. Hierzulande lange Zeit (und in weiten Teilen noch immer) missachtet, beziehen sich internationale Künstler wie Sonic Youth, Red Hot Chili Peppers oder Stereolab ganz explizit auf Krautrock-Bands. In Dokumentationen der BBC wurde Krautrock in den letzten Jahren zwar immer wieder mal thematisiert. Doch es bleibt ein Genre für Nerds, für Tieftaucher. Dabei wäre auch hierzulande eine breite Würdigung längst überfällig. Denn Krautrock war nicht nur Musik, es war auch der Versuch der 68er-Generation, mittels einer experimentellen, weltoffenen Haltung und dem Willen zu komplexeren Strukturen sowie die Abkehr von Bekanntem aus dem Schatten der Nazi-Vergangenheit zu treten.

Eine Interview-Collage mit tiefen Einblicken

Anstatt selbst die Geschichte dieser „spannenden deutsche Musik“ (O-Ton Nigel House) zu erzählen, lässt Dallach die Protagonisten in einer Interview-Collage selbst zu Wort kommen. Unter anderem mit dabei: Michael Rother, Klau Schulze, Jaki Liebezeit, Dieter Moebius, Hans-Joachim Roedelius, Julian Cope und natürlich Holger Czukay. Sie erinnern sich zum Teil erstaunlich detailliert an die Anfangstage ihrer Bands, sprechen über den Musikstandort Deutschland, ihre Einflüsse, ihre musikalischen Ansätze, Drogen, Kommerz und die Querverbindungen untereinander. Faust, Can, Neu!, Kraftwerk: Dallachs Buch gibt tiefe Einblicke in die Bandinnenwelten dieser musikalischen Bewegung, die nie eine sein wollte. Dass in einer Oral History auch mal Widersprüche und Ungereimtheiten auftauchen, liegt in der Natur der Sache und macht den Rückblick nur noch interessanter.

Wertvolle Erinnerungen

Einige der hier Sprechenden sind längst verstorben. Und auch Krautrock gibt es so nicht mehr. Dank Dallachs Oral History sind viele wertvolle Erinnerungen nun für die Nachwelt gesichert. Und zum Glück gibt es ja auch noch die Musik. „Movies“ ist in der Tat ein toller Einstieg. Meine Empfehlung wäre „Ode To Perfume“ von der „On The Way To The Peak Of Normal“. Aber die hab ich ja auch gekauft und nicht gewonnen.

Christoph Dallach: „Future Sounds“, Suhrkamp, Klappenbroschur, 511 Seiten, 978-3-518-46598-1, 18 Euro. (Beitragsbild: Buchcover)

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