Der Promi-Bonus mag auf Dauer hilfreich sein – nötig hat ihn Christian Lee Hutson eigentlich nicht. Auch mit „Paradise Pop. 10“ gelingt ihm ein feines Folkpop-Album.
von Werner Herpell
Er ist unter den Neo-Folkies einer der Stillen im Lande und auch in der US-amerikanischen Heimat immer noch relativ unbekannt – obwohl sein Buddy-Netzwerk ihn für Großes prädestiniert. Christian Lee Hutson ist gut befreundet mit einigen der Besten im Americana- und Indie-Rock-Sektor (dazu später mehr), es dürfte daher nur eine Frage der Zeit sein, dass der 33-Jährige aus Kalifornien den Geheimtipp-Status hinter sich lässt und seinerseits den Durchbruch schafft. Ob es mit „Paradise Pop. 10“ gelingt, seinem fünften Album seit 2013 und dem dritten für das tolle Alternative-Label ANTI-? Zu gönnen wäre es Hutson, verdient hätte er es auch.
Elf Songs, die sich behaglich ankuscheln
Erneut legt der Singer-Songwriter
hier elf schöne Songs vor, die jederzeit in guten Filmen und TV-Serien im Hintergrund, Vor- oder Abspann laufen könnten, weil sie sich so behaglich ankuscheln und doch mehr sind als Grundrauschen. Mal geht es Richtung Country-Pop („Candyland“), mal werden die Gitarren im College-Rock-oder Power-Pop-Modus aufgedreht („Carousel Horses“, „Beauty School“) – meist jedoch ist die Stimmung verhalten und verhangen, in zarten Balladen wie dem Opener „Tiger“, „After Hours“ oder dem längsten Track „Flamingos“, die dem Sixties-Folk-Sound von Simon & Garfunkel recht nahe kommen. Und immer nimmt diese warme, leicht melancholische Tenorstimme des Christian Lee Hutson uns Hörer für sich ein (Fans von Elliott Smith oder
Jahrgang 1960. Langjähriger Agentur-Journalist für Politik und Panorama/Kultur, zuletzt mit Schwerpunkt Musik inklusive Albumbesprechungen und Themenplanung. Nach dem Magister-Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Germanistik in Münster/Westfalen von 1990 bis 2022 Redakteur der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Musikalische Vorlieben sind breit gestreut - von Singer-Songwriter und Folk über Indie-Pop und Rock bis zu klassischem Soul und (Piano-)Jazz. Ein paar Namen gefällig? Zehn seiner Helden mit "Inselplatten" (in alphabetischer Reihenfolge): The Beatles, Nick Drake, Marvin Gaye, Brad Mehldau, Prefab Sprout, Radiohead, Paul Simon, Bruce Springsteen, Wilco, Neil Young.von Werner Herpell