Geniale Krimi-Farce
von Gérard Otremba
Cool, abgefahren, crazy, durchgeknallt und unglaublich witzig. Mindestens. Wenn nicht gar mehr. Dem Hamburger Autor Christian Gailus gelingt mit „Dierk Gewesen und die glorreichen Sechs“ eine stilbildende Farce und Krimi-Groteske mit genialen und spinnerten Ideen. Allein schon die Namen: Dierk Gewesen, Titel-Held und Hamburger Kommissar und Chef der Abteilung zur holistischen Durchleuchtung extrem seltsamer Delikte, seine Exfrau heißt Rebecca Wahr-Gewesen, seine Vorgesetzten hören auf die Namen Scheibli und Doppel, aber auch Menschen mit noch klangvolleren Namen wie Kurt Kolbenfresser, Conny Colitis, Laubenbaum-Sägen und Schmidt-Kowski bevölkern diesen illustren Roman. Dierk Gewesen ist ein lässiger Typ, der das Gesetz schon mal in die eigene Hand nimmt wie einstmals Shaft. Sein polizeiliches Können hat sich Gewesen praktisch ausschließlich durch das Schauen sämtlicher Krimi-Thriller-Grusel-Klassiker angeeignet. Und das kommt ihm sehr zu Gute, schließlich bekommt er es mit dem durchtriebenen Oberschurken Erik van Thomas zu tun, einer dieser bösen Buben mit Welteroberungsdrang, wie wir sie aus zahlreichen James Bond-Filmen und Modesty Blaise-Romanen kennen, der ein Loch durch Hamburg bohrt, weil er denkt, dass die Erde innen hohl ist und die Menschen auf der Innenseite leben. Dass Hamburg am Ende dieses Buches nicht mehr die schönste Stadt Deutschlands ist, liegt auf der Hand. Zumal Gewesen schon zu Beginn in einer haarsträubenden Aktion, die ihm kurze Zeit später den Job kostet, mit Hilfe einer RaZePUZ, einer Raum-Zeit-Parallel-Universen-Zentrifuge, die Elbphilharmonie samt Hafencity in Schutt und Asche legt. Doch nachdem seine Ex Rebecca entführt wird, ermittelt Dierk Gewesen mit seinem Assistenten Nick auf eigene Faust. Deren Abenteuer sind aberwitzig und fesselnd zugleich. Christian Gailus bietet mit „Dierk Gewesen und die glorreichen Sechs“ große Unterhaltung, die hoffentlich mit einigen Folgebänden weitergeführt wird.
Christian Gailus: Dierk Gewesen und die glorreichen Sechs, Taschenbuch, 7,99 €, 978-3-453-43664-0, Heyne-Verlag