Chief Xian Atunde Adjuah live in Hamburg 2022

Chief Xian Atunde Adjuah credit Daniel Dittus

Ein spirituell durchdrungener Abend mit Christian Scott, aka Chief Xian Atunde Adjuah, und seiner Band im kleinen Saal der Elbphilharmonie am 12.09.2022

Es geht viel um Energie an diesem Abend. So bittet Christian Scott, alias Chief Xian Atunde Adjuah zum Beispiel eine Dame aus der ersten Reihe, die sich wegen der Lautstärke permanent die Finger in die Ohren hält, sich umzusetzen. Die Band könne sonst nicht befreit aufspielen. An anderer Stelle redet er von der Bedeutung von Empathie und unserer aller Aufgabe, als Spiegel der jeweils anderen zu fungieren und so achtsamer zu werden und unseren Umgang miteinander zu verbessern. Seine Musik, sein Auftreten, seine Botschaft – alles ist spirituell durchdrungen.

Der charismatische Christian Scott, alias Chief Xian Atunde Adjuah

Scott tritt gerne als Botschafter auf. Und wer könnte es auch besser als der 40-Jährige aus New Orleans? Er ist charismatisch, hochtalentiert, klug und hat etwas zu sagen. Seine Musik bezeichnet er als „Stretch Music“ und bewusst nicht als Jazz. Dafür sind die Einflüsse aus anderen Genres und Kulturen auch zu offensichtlich. Modaler Jazz, Hardbop, Fusion, Postrock, Elektronik und HipHop sind die offensichtlichen Wurzeln. Aber Scott hat längst auch die Musik weiterer Kulturen entdeckt und erschlossen. Das JazzTime Magazine nannte ihn mal „Jazz’s Young Style God“ – was nicht alleine auf sein imposantes äußeres bezogen war, sondern eben vor allem auf seine Fähigkeit, traditionelle Musik mit neuen Visionen zu verbinden.

Eine famose Band

Im kleinen Saal der Elbphilharmonie improvisiert das siebenköpfige Kollektiv wie entfesselt durch ein 90-minütiges Set. An seiner Seite eine hochkarätige Band, aus der vor allem der famose Lawrence Fields am Piano, die noch famosere Elena Pinderhughes sowie Weedie Braimah an den Percussion herausstechen. Sie spielen unter anderem „Bark Out Thunder, Roar Out Lightning“, „I Own The Night“, „Huntress“, „Sunrise in Beijing“ und „The Last Chieftain“. Stücke, die zwischen Miles Davis und Wu Tang-Clan, zwischen Weltmusik und Hip Hop pendeln.

Die Energie im Raum ist bemerkenswert. Das Bandkollektiv spielt sich zeitweise in einen Rausch und Scott (der neben seiner Hybridinstrument aus Trompete und Horn noch eine selbstentworfene elektrische Harfe spielt, die er Adjuha’s Bow nennt) treibt sie verbal und mit seinem Spiel immer wieder an. Bevor das Kollektiv die Bühne verlässt, bittet Scott noch einmal um nachsichtigen Umgang, um Empathie. Dann winken er und die anderen ein letztes Mal ins Publikum und verschwinden. In der Halle wird noch minutenlang weiter applaudiert. Keiner hier wird das schnell vergessen.

(Beitragsbild-Credit: Daniel Dittus)

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