Chelsea Wolfe: She Reaches Out To She Reaches Out To She

Chelsea Wolfe Pressefoto by Ebru Yildiz

Seit sechs Alben fasziniert die US-Amerkanerin Chelsea Wolfe immer mehr mit ihrem Output zwischen düsterer Americana, Industrial, Metal und Goth-Punk. Ihr siebtes Album ist ihr bisher herausragendstes Statement.

von Michael Thieme

Mehrere Faktoren haben das wohl begünstigt, Neu-Erfindungen oder – Orientierungen fanden in den letzten Jahren so einige statt. Da wäre natürlich die Pandemie, die uns ja alle mehr oder weniger hart getroffen hat. Chelsea Wolfe erwischte diese als sie sich gerade auf Tour in Europa befand, genauer: in der ausverkauften Christuskirche in Bochum hätte gastieren sollen. Mit viel Glück konnte sie nach der pandemiebedingten Absage der Veranstaltung sowie des öffentlichen Lebens als Ganzem noch in die heimatlichen Staaten ausreisen, bevor der Flugverkehr drastisch eingeschränkt bis unmöglich wurde.

Arbeit mittels Internet

Chelsea Wolfe She Reaches Out Cover Loma Vista Recordings

Die in den Bergen lebende

___STEADY_PAYWALL___

Wolfe war bewegungstechnisch während der Phase des absoluten Herunterfahrens weniger eingeschränkt als Menschen in den Metropolen – ihre Mitmusizierenden (der durch seine Kooperationen mit u.a. Jaye Jayle, King Dude oder Deafheaven bekannte Multiinstrumentalist wie Produzent Ben Chisholm, Drummerin Jess Gowrie sowie der durch die Göttertruppen Mother Tongue und Black Math Horseman leider viel zu wenig bekannte Gitarrist Bryan Tulao) arbeiteten trotzdem erst eine Weile mittels Internet an den neuen Stücken. Fast zwei Jahre lang wurde daran gebastelt, zwischenzeitlich erarbeiteten Wolfe und Chisholm noch “Bloodmoon: 1” mit Converge sowie das als Mrs. Piss veröffentlichte Projekt mit Bandfreundin Jess Gowrie. Unter anderem. Anschließend gingen die erarbeiteten Demos ab 2022 eine erneute Metamorphose durch, diesmal im Studio des durch TV On The Radio bekannten Musikers sowie Produzenten Dave Sitek.

Die Metamorphosen der Chelsea Wolfe

Mit der Wahl eines Produzenten außerhalb der wohlbekannten Blase einher ging der Wechsel der Plattenfirma, der nicht nur etwas mit geschäftlicher Neuorientierung zu tun hatte. Die Chefin von Wolfes bisheriger Firma Sargent House sah sich Manipulationsvorwürfen ausgesetzt, die zumindest Wolfe neben King Woman oder Lingua Ignota dazu bewegten, dem Label den Rücken zu kehren. Und: Chelsea Wolfe hörte auf zu trinken, angeblich ist “She Reaches Out…” ihr überhaupt erstes komplett ohne Alkoholeinfluss entstandene Album. Wobei bei der introvertierten Wolfe Alkohol in erster Linie eine Rolle spielte, um in sozialen Interaktionen zu funktionieren, wie sie gegenüber Christina Wenig im aktuellen Visions ausführt.

Bewährtes wie Neues

Freunde ihrer diversen bisherigen Veröffentlichungen können eigentlich keine Vorbehalte pflegen gegen multiple Genrebezüge. Trotzdem sei erwähnt, dass die Gitarre bei “She Reaches Out…” eine weniger starke Rolle spielt wie bei einigen Großtaten der Vergangenheit. Trotzdem ist die aktuelle Scheibe nicht die “Metal-fernste” (Rock Hard) in ihrem Œuvre, heftig gerifft wird immer noch („Whispers In The Echo Chamber“, „House Of Self Undoing“, „Dusk“) Allerdings dominieren häufig Beats und Sounds, die an Trip Hop gemahnen und Wolfe in die Verwandtschaft von Beth Gibbons und ansatzweise sogar in die von Björk rücken („Whispers In The Echo Chamber“, „Everything Turns Blue“,  „Tunnel Lights“ „Eyes Like Nightshade“). Wie sich das live auswirkt, bleibt spannend. In Hamburg tritt Chelsea Wolfe am 22.6.2024 im Gruenspan auf.

„She Reaches Out To She Reaches Out To She“ von Chelsea Wolfe erscheint am 09.02.2024 bei Loma Vista Recordings / Universal Music. (Beitragsbild von Ebru Yildiz)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentar schreiben