Cha Wa: My People – Albumreview

Cha Wa by Zack Smith

Bitte laut hören: Cha Wa tauchen auch mit ihrem zweiten Album „My People“ tief in die Musiktradition von New Orleans ein

Es ist schon eindrucksvoll, was den Jungs von Cha Wa da gelungen ist: Drei Jahre nach ihrem aufsehenerregenden Debüt Spyboy (2018), das der Band eine Grammy-Nominierung eingebracht hat, legen sie jetzt mit My People nach – und wie! Tief verwurzelt in den Myriaden der Musiktraditionen von New Orleans treten sie mit allem an, was diese einzigartige Stadt am Mississippi so zu bieten hat – einem aufrechten, eigensinnigen Selbstbewusstsein, der Selbstverständlichkeit, die musikalisches Können dort hat, der Souveränität, zwischen verschiedenen Stilrichtungen mühelos hin und her zu wechseln und, nicht zu vergessen, mit einer ordentlichen Portion Daseinslust.

Cha Wa erinnern an Dr. John

Cha Wa My People Cover Single Lock Records

Gleich der erste Song, der Titel-Track des Albums, macht klar, worum es auf dieser Scheibe geht. Die treibende E-Piano-Eröffnung, die an den großen Dr. John erinnert, ebnet den Weg für den Sound von Cha Wa: eine Mischung aus lässigem Funk, wuchtigen Brass Band-Klängen und den rhythmischen Call-and-Response-Gesängen der Mardi Gras Indians.

Diese Mardi Gras Indians sind eine einzigartige Tradition der schwarzen Bevölkerung von New Orleans. Am letzten Karnevalstag ziehen sie in prächtigen Fantasiekostümen durch die Straßen, begleitet von Rhythmusinstrumenten und eigenen Sprechgesängen. Einen Eindruck davon, wie sich dieses faszinierende und mit religiöser Ernsthaftigkeit betriebene Spektakel anhört, liefert das letzte Stück des Albums, „Shallow Water“. Ein Großteil der Mitglieder von Cha Wa (der Bandname ist übrigens ein Ruf der Mardi Gras Indians, dessen Bedeutung nur sie selbst kennen) ist in dieser Tradition groß geworden, allen voran der Lead-Sänger, Joseph Boudreaux Jr., dessen Vater, Big Chief Monk Boudreaux, zu den berühmtesten Köpfen der heutigen Mardi Gras Indians zählt.

Anleihen beim klassischen New Orleans Funk

Der Mardi Gras Indian Funk wurde begründet von den Platten der Wild Tchoupitoulas und Wild Magnolias aus den Siebziger Jahren. Daran schließen Cha Wa mühelos an. In „Wildman“ und „Morning Glory“ verneigen sie sich vor ihren Vorgängern. Andere Stücke, „Bow Down“ und „Uptown“, machen Anleihen beim klassischen New Orleans Funk der Meters und dem jungen Alan Toussaint. Und dann gibt es auf dem Album noch Juwelen zu entdecken, die in ihrem Eigenlicht erstrahlen, auch wegen der musikalisch hochkarätigen Gäste: Die Soul-Ballade „Love In Your Heart“, gesungen von der wunderbaren Anjelika Jelly Joseph, einem New Orleans-Original, und das Dylan-Cover „Masters Of War“, bei dem der Roots-Musiker Alvin Hart einmal mehr seine einzigartige Stimme unter Beweis stellt und zeigt, wie beunruhigend und unter die Haut gehend diese Anklage noch heute ist.

Cha Wa und die experimentelle Generation

Die letzte Zutat in dem musikalischen Gumbo von Cha Wa ist der treibende Sound der Brassbands, vor allem der jüngeren, experimentelleren Generation, die Hip Hop und R&B in ihre Musik mischen. „Second Line Girl“ ist eine Feier jener Paraden mit Tänzern und Musik, die jeden Sonntag irgendwo durch New Orleans ziehen. Wenn die Band dabei skandiert: „Ain’t no place I’d rather be, down on a Sunday in New Orleans“, braucht es keine Reisebeschränkungen für zwei klare Schlussfolgerungen: Erstens, dass dieser Satz wahr ist. Und zweitens, dass diese Musik so laut wie möglich aufgedreht werden sollte. Ganz egal, wo man sich gerade befindet.

„My People“ von Cha Wa erscheint am 02.04.2021 bei Single Lock Records / Cargo Records. (Beitragsbild von Zack Smith)

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