CATT: Change – Albumreview

CATT by Elena Breuer

Ihr zweites Album trägt den programmatischen Titel „Change“. Viel Veränderung, aber eines bleibt: Sängerin CATT ist eine der großen deutschen Pop-Hoffnungen.

von Werner Herpell

Mit einem versonnenen Klavier-Einstieg und zarten weiblichen „Uh-Uhs“ geht es los. Aha, so kennen wir diese Musikerin, könnte man hier noch denken. Und auch, dass sich bei Catharina Schorling alias CATT gar nicht so viel verändert hat seit ihrer zauberhaften Debüt-EP „Moon“ (2019) und dem wunderschön intimen Indie-Folkpop-Album „Why, Why“, das 2020 ausgerechnet in eine katastrophale Pandemie hinein veröffentlicht wurde. Doch nach dem schlichten „Intro“, einer Brücke vom Vorgänger zur neuen Platte, strebt die 27-Jährige sofort zu neuen Ufern – mit dem aufmunternden Mitsing-Stück „Change“. Kein Zufall, dieser Songtitel – denn jetzt stehen die Zeichen wirklich auf Veränderung.

Höherer Pop-Anteil bei der neuen CATT

Es folgen im Laufe der 46 Album-Minuten noch so einige mitreißende „Banger“, mit denen sich Schorling erneut, aber eben auch anders als Top-Talent unter den deutschen Singer-Songwriterinnen positioniert. CATT – die ihren Künstlernamen nach eigener Interview-Aussage mit doppeltem t schreibt, um

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nicht „bei Google eine Million Katzenbilder zu erzeugen“ – hat den Pop-Anteil mit groovigen, tanzbaren Liedern wie „Wild Heart“ oder „No On Ever Tells You“ deutlich erhöht.

In Songs wie „Seven Wishes“ (Gospel-Soul), „Honesty Lies“ und „Slow Motion Harmony“ (opulenter Sixties-Pop) oder der sich hymnisch steigernden Power-Ballade „Spell Me Free“ greift sie außerdem lässig in zuvor unerforschte Genre-Schubladen. Ihr Gesang trägt das alles ganz fabelhaft – wer an Legenden wie Dusty Springfield, Carole King und Karen Carpenter oder (für jüngere LeserInnen) Natalie Mering alias Weyes Blood denkt, liegt nicht weit daneben. Sie mache natürlich ihr ganz eigenes Ding, freue sich aber, „wenn ich mich in eine Reihe mit so eigenständigen Künstlerinnen stellen darf“, sagt CATT zu den ehrenvollen Vergleichen.

Hörbare Aufbruchstimmung „nach Corona“

CATT Change Cover Listenrecords

„Change“ beeindruckt durch teils opulente (Band-)Arrangements, zu denen die junge Frontfrau Piano, Blasinstrumente und diesmal auch etwas Gitarre beigesteuert hat. Hinzu kommen eine professionellere Studioproduktion (zusammen mit Gitarrist Felix Anton Remm und Aaron Ahrends) und ein mutiges Songwriting, dem man die grundsätzliche Bereitschaft zur albumtitelgebenden Veränderung ebenso anhört wie die enorme Aufbruchstimmung „nach Corona“. Wobei die in der Idylle des niedersächsischem Wendlandes aufgewachsene, seit 2014 in Berlin studierende und (bisher) lebende Künstlerin klar sagt, dass die Pandemie-Blockaden sie nicht in ihrer Kreativität gestoppt hätten. Im Gegenteil.

„Ich würde das auf keinen Fall als verlorene Zeit beschreiben“, betont CATT aufgeräumt im Zoom-Gespräch mit Sounds & Books „Na klar, es gab riesige Herausforderungen und Anstrengungen, weil nichts mehr funktionierte, weil nichts mehr planbar war. Man merkt teilweise erst jetzt so richtig, wie anstrengend das war und wie fertig man ist mit dieser Art zu arbeiten, wenn man immer nur Hürden aus dem Weg räumen muss. Parallel hat mir das aber zum ersten Mal auch Zeit geschenkt, speziell im ersten Lockdown, mein Album fertig produzieren zu können.“ Die Corona-Zeit der vergangenen drei Jahre habe bei ihr „ganz viel Reflexion hervorgerufen, auch bewusste Entscheidungen, wie man leben möchte – selbst wenn man es dann gar nicht konnte“, sagt sie und lacht dabei ihr ansteckendes Lachen.

„Von meinem Wesen her gern in Bewegung“

CATT hatte für „Change“ einen klaren künstlerischen Kompass: „Ich tendiere dazu, nie etwas zu wiederholen. Ich finde mich, auch im Leben, ungern in irgendeiner Routine wieder, ich bin von meinem Wesen her gern in Bewegung. Insofern war nach „Why, Why“ klar, dass ich nicht nochmal das Gleiche mache.“

Reduziertere Klänge – wie von „Why, Why“ gewohnt – gibt es auf „Change“ aber dennoch zu hören, etwa im hübschen „Dream Of A Sun Hat“ oder in der bittersüßen Ballade „I’m The Wind“, die CATT allein mit der neu in ihren Instrumentenkasten aufgenommenen Akustikgitarre und ihrer tollen Stimme bestreitet. Aber das ist eben nur noch ein Teil ihres Songwritings. Nach den beiden ersten Veröffentlichungen 2019/2020 sei sie als „die mit den ruhigen Klavierballaden“ angesehen worden. „Da fehlt dann noch so viel von mir – die ganze Power, die ganze Lebensfreude, das ganze Gefühl von „Let’s go!“. Ich wollte mit „Change“ mehr Facetten von dem zeigen, was mir Freude macht.“

CATT geht mit Band auf große Tournee

Bei den Albumaufnahmen im Zentrum von Berlin sind nach Catharina Schorlings Einschätzung „Songs herausgekommen, die dem Hörer vielleicht ein Zuhause geben können, wenn er selbst durch Veränderung geht“. Sie trifft es damit ganz gut. Dass der stetige Wille zum Neuanfang tatsächlich ein Teil ihrer eigenen DNA zu sein scheint, macht CATT nun auch mit einem Wohnortwechsel deutlich: Gerade erst ist sie von der trubeligen Millionenmetropole in die gemütliche thüringische Kulturstadt Weimar umgezogen. Von dort aus geht es dann bald auf große Tournee, die sie mit ihrer Band auch ins Ausland führt. Losgehen soll es am 14. April in Lustenau (Österreich).

„Change von CATT erscheint am 24.03.2023 bei Listenrecords/Broken Silence. (Beitragsbild von Elena Breuer)

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