Auf ihrer Europa-Tour zum Album „My Light, My Destroyer“ spielte die New Yorker Songwriterin Cassandra Jenkins ein einstündiges Konzert im Hamburger Aalhaus
Text von Gérard Otremba, Fotos von Sarah Ismail
Ihr im Juli erschienenes, drittes Album „My Light, My Destroyer“ gehört sicherlich zu den herausragenden Werken des Jahres. Der neue Stern am Singer-Songwriter-Himmel ist aufgegangen, wie mein geschätzter Kollege Werner Herpell in seiner Review richtig bemerkt hat. Gefunkelt hat der Stern namens Cassandra Jenkins bereits 2021, als Jenkins „An Overview On Phenomenal Nature“ herausbrachte und mit ihrem Auftritt zu den Highlights beim Rolling Stone Beach Festival im selben Jahr zählte (Sounds & Books berichtete). Nun gastierte die New Yorkerin am 10.11.2024 im ausverkauften Hamburger Aalhaus, einer von Cassandra Jenkins treffend als „cozy“ bezeichnete Bar in Altona mit kleiner Bühne auf kleinem und überschaubarem Raum.
Lylo als Support von Cassandra Jenkins
Begleitet wurde sie vom Glasgower Quartett Lylo, das schon das Vorprogramm bestritt und bis auf Sänger Mitch Flynn die Backing Band Jenkins‘ bildete. Die Schotten veröffentlichten im Mai ihr ebenfalls drittes Album „Thoughts Of Never“ und beamten das Aalhaus für eine halbe Stunde zurück in die 80er-Jahre. Sehr smooth ihr Mix aus sanftem Soul, R&B, Indie-Pop und New Wave, der zu recht wohlwollenden Anklang beim aufmerksamen Hamburger Publikum fand. Das genauso andächtig dem Vortrag von Cassandra Jenkins lauschte, die zu den Leisetretern des Singer-Songwriter-Genres gehört und ihre Texte eher hauchte als sang. Es gab insgesamt leider nur elf Songs zu hören – sieben von „My Light, My Destroyer“, dazu vier von „An Overview On Phenomenal Nature“ – und nach gut 60 Minuten war der musikalische Sonntagabend schon wieder beendet.
Anmutige Songs
Kurz und gut war das Konzert von Cassandra Jenkins. Die Songs sind auf Platte natürlich detailverliebter, blieben live in Quartett-Besetzung (Gitarre, Keyboard, Bass, Drums) jedoch stets filigran, feinsinnig und anmutig. Viel schöner als beim Opener „Devotion“ oder später bei „Only One“ und „Crosshairs“ ging es halt kaum. Man schwebte durch Raum und Zeit und ließ sich nur zu gern von sehnsüchtiger Melancholie einfangen. „Petco“ und „Clams Casino“ evozierten zwar den mittellauten Neil Young und über Jenkins konzentriertes Gesicht huschte ein Lächeln, die getragene Aura ihrer fragilen wie superben Lieder blieb indes dominant. Aufgelockert durch ein paar witzig-charmante Ansagen verging die Stunde wie im Flug. Eine Stunde, die in Erinnerung bleibt.