Cass McCombs: Mangy Love – Album Review

Der Wanderschuh

von Sebastian Meißner

Sie klingen immer noch honigsüß, die Songs von Cass McCombs. Da tauchen Flöten und Streicher auf, es gibt jazzy Gitarrensoli und funky Basslines, weiche Backgroundgesänge und zarte Melodien. Der 38-jährige Kalifornier ist ohne Zweifel ein famoser Songwriter und ein Klangästhet dazu. Aber er hat auch was zu sagen: In seinen Texten beschäftigt er sich schonungslos mit Rassismus, Korruption, Vereinsamung in der modernen Gesellschaft und anderen Krankheiten der modernen Zivilisation. Nicht bei allen Hörern in seiner Heimat macht er sich damit beliebt. In Europa aber geht McCombs Stern erst allmählich auf. Dazu wird auch „Mangy Love“ beitragen, sein nunmehr achtes Album. Es ist sein bisher bestes geworden. Songs wie „Medusa’s Outhouse“, „Switch“, „It“ oder „Run Sister Run“ sind Beleg für das neue Selbstbewusstsein des introvertierten Mannes.

Insgesamt 21 Musiker waren an der Einspielung der 12 Songs beteiligt. Sie bereichern das Klangspektrum des Musikers deutlich, geben ihm mehr Nuancen und Tiefenstruktur als auf den vorherigen Alben. Immer wieder drängt sich der Vergleich mit Elliott Smith auf, was vor allem an der stimmlichen Ähnlichkeit liegt. „Opposite House“ wiederum erinnert stark an Gerry Raffertys „Tight Down The Line“. Doch trotz mancher Parallele zu anderen Größen bleibt McCombs unverkennbar er selbst. Die Platte schließt mit dem sechsminütigen „I’m A Shoe” mit einem rauen Blues-Feeling. „I’m a shoe/ And so are you,” singt McCombs. Zumindest für den Musiker McCombs trifft das voll zu: Er will wandern, am liebsten die Umwege und unbetretenen Pfade. Das bisschen Dreck und Teer hält ihn nicht auf.

„Mangy Love“ von Cass McCombs ist am 26.08.2016 bei Anti/Epitaph / Indigo erschienen.

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