„The Lucky One“ ist ein Album für ruhige Abende und Momente der Reflexion – und ein weiterer Beweis für Caroline Says unvergleichliches Talent
von Mia Lada-Klein
Caroline Sallee, die unter dem Künstlernamen Caroline Says auftritt, hat mit ihrem neuesten Album „The Lucky One“ ein weiteres introspektives Werk geschaffen. Die Sängerin aus Alabama, die erstmals 2017 mit ihrem Debütalbum „50 Million Elvis Fans Can’t Be Wrong“ auf sich aufmerksam machte, bleibt ihrer thematischen Linie treu: Erinnerungen, Bedauern und die untrennbare Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Während sie auf ihrem zweiten Album „No Fool Like An Old Fool“ bereits tief in die Geister der Vergangenheit eintauchte, geht sie mit „The Lucky One“ einen Schritt weiter und richtet ihren Fokus noch deutlicher auf die Macht der Erinnerungen und deren Einfluss auf unser heutiges Ich.
Der Titeltrack als emotionaler Einstieg
Der Titeltrack, „The Lucky One“, eröffnet das Album mit einer nachdenklichen Auseinandersetzung über den Tod und seine Rolle in der Gestaltung unserer Erinnerungen. Caroline Says beleuchtet, wie Trauer uns zwingt, über die Komplexitäten unserer Beziehungen zu den Verstorbenen nachzudenken. Diese tiefgründigen Themen sind charakteristisch für das gesamte Album. Der musikalische Stil bleibt dabei dezent und reduziert: Eine akustische Gitarre dominiert, unterstützt von leichter Hintergrundinstrumentierung und gelegentlichen elektronischen Akzenten. Songs wie „Always Looking Back“ verkörpern diese Mischung perfekt, indem sie ein sanftes Klangbild mit einem längeren, elektronisch angehauchten Intro verbinden.
Caroline Says: Zwischen Vertrautheit und Eigenständigkeit
Interessanterweise erinnert der Sound von Caroline Says an den ikonischen Song „Caroline Says II“ von Lou Reed aus dem Jahr 1973. Beide teilen eine introspektive Melancholie, wobei Caroline Says‘ Musik eine weniger düstere, aber nicht weniger eindringliche Qualität hat. Die Musik von Caroline Sallee erinnert an Künstler wie Mazzy Star und Julia Holter. Dennoch gelingt es ihr, eine eigene, unverwechselbare Klangwelt zu erschaffen, die sie irgendwo zwischen diesen beiden einordnet.
The Lucky One: Ein Album zum Innehalten
Inhaltlich ist das Album von universellen Themen durchzogen. „Faded And Golden“ beschreibt den bittersüßen Moment, wenn alte Freunde sich wiedersehen und idealisierte Jugend-Erinnerungen mit den Realitäten des Erwachsenwerdens kollidieren. Noch weiter geht „Actors“, das den Einfluss von Wahrnehmung und Verlangen in Freundschaften analysiert und erkennt, dass viele Verbindungen auf unausgesprochenen Erwartungen und Fassaden basieren.
Trotz der Schwere der Themen bewahrt Caroline Sallee eine bemerkenswerte Leichtigkeit in ihrer Musik. Sie gestaltet ihre Songs einfühlsam und zugänglich, ohne jemals zu sehr ins Sentimentale abzurutschen. Das gesamte Album ist wie eine liebevolle Auseinandersetzung mit den Zerbrechlichkeiten und Schönheiten des Lebens und regt dazu an, innezuhalten und nachzudenken. Statt Tanzflächen zu füllen, lädt Caroline Says ein, in der Stille der eigenen Gedanken zu verweilen – ein eindrucksvolles Album für ruhige, nachdenkliche Stunden.
„The Lucky One“ von Caroline Says ist am 11.10.2024 bei Western Vinyl erschienen. (Beitragsbild: Albumcover)