Cancer: Totem – Album Review

Eine Ode an die Schönheit des Lebens

Sagen wir mal so: wenn 2017 so startet, wie mit dem Album „Totem“ des dänischen Duos Cancer, kann musiktechnisch in diesem Jahr nichts mehr schief gehen. Denn obwohl der Name der Band, mit den Mitgliedern Nikolaj Manuel Vonsild und Kristian Finne Kristensen, entweder auf Heavy-Metal-Trash-, oder sentimentalen Heulbojen-Sound schließen lässt, liegen die Arrangements der beiden Jungs irgendwie abseits von beidem. Cancer sind viel mehr als Klischee. Wenn jetzt die Einleitung mit den musikalischen Wurzeln der Mitglieder eröffnet wird und Namen wie When Saints Go Machine (Vonsild) oder Chorus Grant (Kristensen) fallen, wird man auch nicht schlauer, denn beide Vorgängerbands der Dänen werden nur wenigen eingefleischten Musikfans etwas sagen. Anders mit ihrem neuen Projekt Cancer, mit dem das Duo bereits 2015 mit der EP „Ragazzi“ im kleinen Dänemark Erfolge feierte.

2017 nun haben die Herren sicher auch Chancen hierzulande richtig erfolgreich zu werden, denn Cancers „Totem“ ist besonders: besonders gut, besonders melancholisch, besonders ergreifend, besonders schön, besonders ruhig und vor allem besonders entrückt vom üblichen Musikmarkt. Dem Hintergrund zum Namen schuldet die Band einem durch Krebs verstorbenen Elternteils Vonsilds, nach dessen Tod er mit Kristensen Musik zu machen begann. So theatralisch das auch klingen mag, haftet den insgesamt elf Songs der Scheibe trotz ernstem Hintergrund eine Schönheit an, die Vonsild folgendermaßen zusammenfasst : “It’s the greatest tragedy of my life, losing one of my parents to cancer. I started thinking about this vacuum that occurs when someone is ill, or someone dies, where everyone is able to speak and people are so open. There’s also a lot of beauty in all of this”.

Die Ästhetik der Songs, ist nicht nur der stimmigen Mischung elektronischer Musik, mit ruhigen minimalistischen Gitarrengriffen und der fast einzigartigen Kopfstimme Vonsilds geschuldet, die vor einiger Zeit ein Musikblogger, mit Anohni  verglich, und damit hohe Maßstäbe setzt. Denn die transidente Musikerin Anohni galt mit ihrem sehr nachdenklichen Album „Hopelessness“ als Überraschungserfolg im Mai 2016 und ob man ihre Musik nun mag, oder als stark moralisch abtut, so ist „Hopelessness“ dennoch so besonders, wie auch „Totem“ es ist. Im Gegensatz zu Anohni haben die Songs von „Totem“ auch keinen politischen Konsens, sondern handeln ehrlich und zartbesaitet von der Seele des Menschen, ohne, dass der Rezipient dabei zum Taschentuch greifen muss.

„It is liberating and intoxicating to be able to hold the album in our arms and we are very proud of the music and songs we have created”, sagen die Dänen selbst über ihr Debüt. Und stolz, das können die Herren wahrlich sein, denn  „Totem“ ist ein heißer Tipp für Musikliebhaber, die das Besondere mögen.  Zu guter Letzt noch eine Bemerkung zum Ende der Lobeshymne auf das Debüt: die Musikvideos von Cancer haben einen so unaufgeregten Look, wie die Band sich selbst in den bis heute wenigen Interviews präsentiert. Auf dem Boden geblieben, künstlerisch irgendwie neu, manchmal auch etwas im 1980er Jahre Look und dennoch sehr, sehr sehenswert.

„Totem“ von Cancer ist am 27.01.2017 bei Tambourhinoceros/ Indigo erschienen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Kommentar schreiben