Bücher des Jahres 2021 bei Sounds & Books

Sounds & Books Bücher des Jahres 2021

Die Liste der 20 Bücher des Jahres 2021 bei Sounds & Books, ausgewählt von Gérard Otremba

Seit einigen Jahren lese ich verstärkt deutschsprachige Literatur und so verwundert es also nicht, dass nur drei der 20 ausgewählten Bücher des Jahres 2021 Übersetzungen sind. Wie prinzipiell jedes Jahr erscheinen viel zu viele interessante Bücher und die Zeit, sie zu lesen, wird irgendwie immer geringer. Die getroffene Lese-Auswahl in diesem Jahr brachte lediglich einen nach knapp 80 Seiten abgebrochenen Roman („Identitti“ von Mithu M. Sanyal) mit sich, aber über 40, die Gefallen fanden. 20 von ihnen noch einmal im Jahresrückblick zusammengefasst. Viel Vergnügen mit der Liste der

Bücher des Jahres 2021

1. Jonathan Franzen: Crossroads (Rowohlt)

Ein überwältigender und faszinierender Roman über die Familie Hildebrandt, mit der uns Jonathan Franzen in die frühen 70er-Jahre katapultiert. Ausschweifend und brillant erzählt. Mit 830 Seiten der Beginn einer Trilogie, man kann sich auf die folgenden Bände nur freuen. Der beste Jonathan Franzen aller Zeiten.

2. Norbert Gstrein: Der zweite Jakob (Hanser)

Ein suggestiver, abgründiger spektakulärer, nonkonformistischer und mithin satirisch gefärbter (Meta-)Roman des in Hamburg lebenden Österreichers. Stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Und hätte gewinnen müssen. Für mich der eindrucksvollste deutschsprachige Roman des Jahres.

3. Peter Buwalda: Otmars Söhne (Rowohlt)

Noch so ein virtuos erzählter, über 600 Seiten langer Wälzer. Noch besser als der bereits hervorragende Debütroman „Bonita Avenue“. Und ebenfalls der Auftakt einer Trilogie. Ähnlich große Freude darüber wie bei Jonathan Franzen.

4. Michael Köhlmeier: Matou (Hanser)

Die epischen Romane haben es mir dieses Jahr offensichtlich sehr angetan. Aber was soll man auch machen bei diesem neunmalklugen Kater Matou, der sich so vorbildlich für die Künste einsetzt und der Sprache, Literatur, Musik und Philosophie verfällt? Eben. Diesen Roman lesen und sich an der Erzählkunst Köhlmeiers erfreuen.

5. Justin Steinfeld: Ein Mann liest Zeitung (Schöffling)

Zwar bereits 2020 erschienen, aber von mir erst im Januar dieses Jahres gelesen und deshalb die Aufnahme in die Liste der Bücher des Jahres 2021. Und Dank der Neu-Auflage bei Schöffling dieses 1984 posthum erstmals veröffentlichten Romans wird ein grandioses Stück deutscher Literaturgeschichte wieder erfahrbar.

6. Peter Richter: August (Hanser)

Es geht auch im kleinen Prosa-Format. In seinem großartigen literarischen Kleinod schaut Peter Richter ironisch und in stilvoller Eleganz hinter die Oberflächlichkeit zweier in New York lebenden Möchtegern-Upperclass-Paare.

7. Mirko Bonné: Seeland Schneeland (Schöffling)

Hätte ich mir auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis gewünscht. In seiner Fortsetzung des 2006 erschienenen Roman „Der eiskalte Himmel“ überzeugt Bonné mit einer zeitlos eleganten Sprache und vollkommenen Sätzen, für die andere Autoren töten würden.

8. Benedict Wells: Hard Land (Diogenes)

Allein die Erfindung des Bruce-Mobils ist die Anschaffung dieses Romans wert. Aber eine vorbildliche Coming-of-Age-Geschichte hat Benedict Wells halt eben auch noch verfasst. Back in summer 1985.

9. Andreas Maier: Die Städte (Suhrkamp)

Ein neuer Band von Maiers „Ortsumgehung“ ist in dieser Liste einfach gesetzt. Und irgendwann räumt Andreas Maier für dieses Gesamtkwerk alle Literaturpreise ab.

10. Franzobel: Die Eroberung Amerikas (Zsolnay bei Hanser)

Franzobel ist ein großer Humanist, ein großer Satiriker und ein prächtiger Erzähler, der in „Die Eroberung Amerikas“ mit grandiosen Ideen nur so um sich wirft.

11. Lukas Rietzschel: Raumfahrer (dtv)

Ein sehr lakonischer und nachdenklich stimmender Roman.

12. Ulrich Woelk: Für ein Leben (C.H. Beck)

Ein detailliertes und mitreißend geschriebenes Gesellschaftspanorama zwischen bürgerlichen und alternativen Lebensformen am Beispiel der tragikomischen Lebensläufe zweier Frauen.

13. Sven Regener: Glitterschnitter (Galiani)

Die direkte Fortsetzung von „Wiener Straße“ im Berliner Frank-Lehmann-Kosmos Ende 1980. Witzig wie eh und je.

14. Ewald Arenz: Der große Sommer (Dumont)

Ein fest für alle Liebhaber von Coming-of-Age-Geschichten. Und ich liebe gut geschriebene Coming-of-Age-Geschichten.

15. Lewis Grassic Gibbon: Wind und Wolkenlicht (Guggolz)

Ein literarischer Genuss zwischen privater Tragikomödie und politischer Relevanz. Zweiter Teil der Anfang der 30er-Jahre veröffentlichten Trilogie A Scots Quair.

16. Salih Jamal: Das perfekte Grau (Septime)

Vier verletzte Seelen prallen in Jamals literarischen Farb-Schattenspiel im perfekten Grau aufeinander.

17. Andreas Moster: Kleine Paläste (Arche)

Ein intensives Kammerspiel, von der Hamburger Kulturbehörde zum „Buch des Jahres“ geehrt, von mir in die Liste der Bücher des Jahres 2021 aufgenommen.

18. Stefanie vor Schulte: Junge mit schwarzem Hahn (Diogenes)

Ein Märchen für Erwachsene, rigoros und poetisch erzählt. Mit dem tapferen, elfjährigen Martin als Held der Geschichte. Ein lang nachhallendes Buch.

19. Timo Blunck: Die Optimistin (Heyne Hardcore)

Allein für die spektakuläre Marketingstrategie im Vorfeld mit Musik einer angeblich in der DDR zu Ehren gekommenen Charlie Keller verdient dieser Roman einen Platz in dieser Liste. Und die mit diversen popkulturellen Referenzen angereicherten Abenteuer der nunmehr 80-jährigen Charlotte „Charlie“ Keller sind einfach mitreißend erzählt.

20. Juli Zeh: Über Menschen (Luchterhand)

Juli Zehs großer Bestseller. Mit diesem literarischen Pageturner bleibt Zeh am Puls der Corona-Zeit.

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Kommentare

  • <cite class="fn">Karen Häußler</cite>

    Sehr männerlastige Liste! Aber ich gebe Elke Heidenreich recht: Männer und Frauen schreiben und lesen verschieden! Daran wird es liegen…

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