Die späte Liebe zu Britta
Ich muss Abbitte leisten. Abbitte leisten bei Britta. Der Schmerz über die Auflösung der Berliner Kultband Lassie Singers, die mit ihren vier Alben ein so grandioser Wegbegleiter in den 90er-Jahren für mich war, traf mich tief und ich verfolgte fortan die Karriere von Christiane Rösinger nur noch ganz peripher. So ließ ich der Band Britta, die Christiane Rösinger mit Britta Neander, die auch schon bei den Lassie Singers mit von der Partie war, im Anschluss gründete, nie eine wirkliche Chance. Ein Fehler, gewiss.
Die zweite Britta-Chance
Einzelne Songs der Band schnappte ich noch auf, hörte irgendwo „Depressiver Tag“, „Büro Büro“, „Lichtjahre voraus“ „Ich glaub ich hab ein Faible für Idioten“, fand das Gehörte ja auch gut, und doch überwog die Enttäuschung über das Aus der Lassie Singers und ich konnte mich nie aufraffen, ein Britta-Album zu kaufen. So verpasste ich 1999 Irgendwas ist immer, 2001 Kollektion Gold, 2003 Lichtjahre voraus und 2006 Das schöne Leben. Der Tod Britta Neanders, die 2004 nach einer Herzoperation starb, betrübte mich, doch noch immer fand ich nicht den Weg zu der nach ihr benannten Band. Manchmal allerdings erhält man eine zweite Chance im Leben und die ergibt sich für mich mit der nun veröffentlichten Best Of-Platte, die ich nur allzu gerne beim Schopfe packe.
Mit dem Best Of-Album im Oktober auch auf Tour
Natürlich war Britta die bestmögliche Nachfolge für die Lassie Singers, waren Christiane Rösinger (Gesang, Gitarre), Britta Neander (Schlagzeug), Julie Miess (Bass) und Barbara Wagner (Gitarre) die Speerspitze des damaligen deutschsprachigen Indie-Pop. Dass auch Britta, ähnlich wie die Lassie Singers, sich mit ihren Alben keine Chartplatzierungen erspielen konnten, ist verwunderlich genug. Vielleicht funktioniert es mit der Best Of, die zum 20-jährigen Bestehen der Band erschienen ist, mit der Rösinger & Co. im Oktober auch auf Jubiläumstour gehen. Auf dem Best Of-Album befinden sich insgesamt vierzehn Songs, und so lerne ich über die oben genannten hinaus weitere zehn Lieder dieser so wundervollen Formation kennen.
Die Liebe zu den Britta-Songs
Eigentlich neun, denn „Ich würde Flyer drucken lassen“ hörte ich bereits letztes Jahr beim Christiane Rösinger-Konzert in Hamburg. Es ist dann bei mir also doch noch die Liebe auf den verspäteten Blick geworden, die Liebe zum melancholisch-hymnischen „Mondgesicht“, die Liebe zum basslastig-vorwärtsstolpernden „Wer wird Millionär“, die Liebe zum eleganten „DJ Holzbank“. Und die Liebe zu den anderen hier versammelten Britta-Songs. Manchmal ist es im Leben eben doch nie zu spät.
„Best Of “ von Britta ist am 07.09.2018 bei Staatsakt / Caroline International erschienen (Beitragsbild by Ralf Metzler.