Bright Eyes live in Hamburg 2022

Bright Eyes live Hamburg Fabrik 2022 by Gérard Otremba Sounds & Books

Die amerikanische Indie-Folk-Rock-Band Bright Eyes heizte mit ihrem Auftritt die bereits schon sehr warme Hamburger Fabrik noch weiter auf

Und kaum versieht man sich, zack, sind zwei Jahre vorbei, seit das aktuelle, sehr gute und von uns an dieser Stelle rezensierte Bright-Eyes-Album „Down In The Weeds, Where The World Once Was“ das Licht der Welt erblickte. Irgendwann damals wollte die Band um Songwriter-Genie Conor Oberst auch in Deutschland live auftreten, aber fucking Corona verhinderte die ein oder andere geplante Tour. Nun endlich war die amerikanische Indie-Folk-Rock-Formation in Hamburg zu Gast. In der vollbesetzten und schwitzend-warmen Fabrik spielten Bright Eyes in achtköpfiger Besetzung insgesamt 20 Songs aus ihrer über zwanzig Jahre währenden Karriere.

Conor Oberst und die bösen Mächte dieser Welt

Die Umbaupause nach dem feinen Solo-Gig des britischen Songwriters Josh Savage als Support hielt sich in überschaubaren Grenzen, so dass Conor Oberst, Mike Mogis, Nat Walcott und Co. pünktlich um 21 Uhr die Bühne der Fabrik betraten und dort insgesamt eine Stunde und fünfzig Minuten verbrachten. Conor Oberst war als Frontmann fast durchgehend in Bewegung, hin und wieder mit Gitarre, meistens jedoch konzentrierte er sich ganz und gar auf Gesang, und nur selten begab sich der 42-Jährige ans Piano. In seinen Ansagen wetterte er verständlicherweise gegen die bösen Mächte dieser Welt (Bezos, Musk), einige andere Ansagen gerieten zu lang und waren mitunter (je nach eigener Position in der Fabrik) kaum verständlich. In seinem Bewegungsdrang (manchmal, wie beim Opener „Dance And Sing“ auch im Tanzmodus) wirkte Oberst wie ein Getriebener.

Die Höhepunkte des Bright-Eyes-Auftritts

Das Bandzusammenspiel funktionierte zwar prächtig, aber der ein oder andere Song litt am großen Instrumentarium, das klang an diesem Abend in meinen Ohren wie beispielsweise bei den Zugaben „Easy / Lucky / Free“ und „One For You, One For Me“ arg überfrachtet und zu mächtig. Neben Schlagzeug, Bass, Gitarren, spielten noch Bläser, Violine, Keyboards und Percussion auf. Als Höhepunkte indes entpuppten sich der „Old Soul Song (For The New World Order)“ und das wunderschöne „Poison Oak“, immer noch ein Meilenstein im Americana-Indie-Folk-Rock-Genre. Und natürlich „Another Travelin‘ Song“, den Bright Eyes mit einem superben Bob-Dylan-Live-Roll spielten. Liegt vielleicht auch daran, dass es sich um drei Songs des immer noch besten Bright-Eyes-Albums „It‘ Wide Awake, It’s Morning“ handelt.

Aber der straighte Indie-Rocker „Falling Out Of Love“ sowie der auf Piano, Gesang und Saxophon reduzierte „Ladder Song“ als letztes Lied vor den Zugaben gehörten ebenfalls zu den Gewinnern des Bright-Eyes-Auftritts in der Hamburger Fabrik. Bright Eyes ist eine wahnsinnig gute Band und stellte dies auch bei diesem Konzert unter Beweis. Leidenschaftliche Vollblutmusiker, die viel zu lange nicht mehr miteinander aufgetreten sind. Ein paar kleine Abzüge in der B-Note müssen diesmal aber sein.     

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