Bohren & Der Club Of Gore: Patchouli Blue

Bohren & der Club of Gore by Kim von Coels

Das Mülheimer Kollektiv Bohren & Der Club Of Gore liefert auch als Trio verlässlich gute Arbeit ab

Sollte man die Musik von Bohren & Der Club Of Gore mit einem Duft vergleichen, käme einem bald Patchouli in den Sinn. Und das in erster Linie wegen seiner Wirkung: Denn dem Öl wird einerseits nachgesagt beruhigend, anderseits aphrodisierend zu sein. Die Stücke der seit 1988 existierenden Formation aus Mülheim an der Ruhr sind genau das. Sie entschleunigen durch ihre Langsamkeit und Ereignisarmut, erregen aber gleichzeitig auch durch ihren Tiefgang und ihre Kompromisslosigkeit. Mit dieser Formel hat das Instrumental-Kollektiv bereits sieben Alben aufgenommen und es auch international zu Ruhm gebracht.

Bohren & Der Club Of Gore mit alter Formel und neuem Sound

Bohren & Der Club Of Gore Patchouli Blue Cover PIAS

Ganze fünf Jahre lang war es still um die Band. 2016 stand sie sogar kurz vor dem Aus. Denn mit dem Ausstieg von Schlagzeuger Thorsten Benning verlor sie eine zentrale Stütze. „Patchouli Blue“ ist auch vor diesem Hintergrund eine Reifeprüfung. Und eine – soviel sei vorweggenommen – bestandene. An ihrer Art des Musizieren, ihrer Slow-Motion-Spielweise hat die Gruppe nichts geändert. Ohne Schlagzeug bekommen die Tracks aber eine neue Aura, eine andere Ästhetik. Kommt der Opener „Total falsch“ noch etwas unentschlossen daher, ist schon der zweite Track „Verwirrung am Strand“ ein echtes Highlight. Mit Bass, Saxophon, Piano, Fender Rhodes und Vibrafon schafft das Trio eine Atmosphäre luziden Träumens. Weitere Anspieltipps sind das über neunminütige Titelstück, das saxofondominierte „Sollen es doch alle wissen“ sowie der dramatische Rausschmeißer „Meine Welt Ist schön“. 

Soundtrack zur Nacht 

Als Indie-Jazz wurde die Musik von Bohren & Der Club Of Gore mal bezeichnet. Man könnte sie auch die Vertonung der Stunden zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang nennen oder den Soundtrack zur inneren Einkehr. Am Ende spielt die Bezeichnung keine Rolle. Was zählt, ist die Musik. Und die bewahrt sich, auch ohne Schlagzeug, ihre Einzigartigkeit und Besonderheit. Bemerkenswert.

Patchouli Blue“ von Bohren & Der Club Of Gore ist am 24.01.2020 bei [PIAS] Recordings Germany erschienen.  (Beitragsbild: Kim von Coels)

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